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Eine Herztransplantation kann das Leben eines schwer kranken Menschen retten und seine Lebensqualität deutlich verbessern. Da es sich um einen schwerwiegenden Eingriff handelt und man sich nach der Transplantation kontinuierlich gegen eine Abstoßung des Spenderorgans schützen muss, birgt eine Herztransplantation auch Risiken. Daher ist es gut, wenn sich Herztransplantierte über mögliche Komplikationen informieren und sich bei ihrem Arzt melden, sobald körperliche Beschwerden auftreten.

Die Operationstechnik ist für erfahrene Herzchirurgen nicht schwierig. Mitunter kann die Entwöhnung von der Herz-Lungen-Maschine allerdings etwas schwieriger sein als bei anderen Herzoperationen, da das frisch transplantierte Herz seine Arbeit an die Druckverhältnisse im Kreislauf des Empfängers anpassen muss.

Eine Frau liegt im Bett und schaut auf ein Fieberthermometer
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Wie nach jeder Operation können in den ersten Tagen und Wochen Wundheilungsstörungen, Blutungen und Thrombosen auftreten. Diese kommen jedoch selten vor und sind behandelbar.

Um eine Abstoßungsreaktion zu verhindern, müssen Herztransplantierte ihr Leben lang Immunsuppressiva einnehmen. In den ersten Wochen nach der Operation erhalten sie mehrere unterschiedliche immunsuppressive Medikamente in relativ hoher Dosierung. Stößt das Immunsystem das neue Herz nicht ab, kann die Dosis gegebenenfalls reduziert bzw. angepasst werden. 

Durch die Einnahme der Immunsuppressiva kommt es zu einer notwendigen Schwächung des Immunsystems, welche das Risiko für Infektionen erhöht. Die Grundlagen einer Abstoßungsreaktion werden im Kapitel „Die ersten Monate“ erklärt. Über Infektionen informiert das Spezialthema „Infektionen nach Organtransplantation“.

Akute Abstoßung

Neben Infektionen zählen akute Abstoßungsreaktionen zu den Risiken nach einer Herztransplantation: Ein Herztransplantierter hat durchschnittlich ein bis zwei akute, meist mild verlaufende Abstoßungen im ersten Jahr nach der Transplantation. Da die Immunsuppression sehr genau auf den individuellen Bedarf des Transplantierten abgestimmt werden muss (nicht zu viel, nicht zu wenig), ist eine Abstoßungsreaktion nichts Ungewöhnliches. Wichtig ist allerdings, dass ein Arzt sie schnell diagnostiziert und rechtzeitig behandelt, damit die Leistungsfähigkeit des Herzens nicht gefährdet bzw. dauerhaft eingeschränkt wird.

Wenn der Verdacht auf eine akute Abstoßungsreaktion besteht, wird eine Gewebeprobe (Biopsie) aus der Herzwand von innen entnommen. Dazu wird in lokaler Betäubung ein Katheter in eine Halsvene geschoben und bis in die rechte Herzkammer geführt. Mit einer kleinen Zange an der Spitze des Katheters entnimmt der Arzt kleine Gewebestückchen. Die mikroskopische Untersuchung dieser Gewebeprobe zeigt dann, ob eine Abstoßungsreaktion vorliegt und wie schwerwiegend sie ist.

Die Beurteilung des Schweregrads einer Abstoßung erfolgt nach einer Klassifikation der International Society for Heart and Lung Transplantation (ISHLT). Sie umfasst vier sogenannte ISHLT-Grade. Die Behandlung der Abstoßungsreaktion richtet sich nach dem Ausmaß der vorliegenden Gewebsveränderungen und dem Verlauf der Beschwerden. Die Betroffenen erhalten zumeist hochdosierte Kortikosteroide („Kortison“) an drei aufeinanderfolgenden Tagen. Es gibt auch Abstoßungsreaktionen, die man nicht in der Biopsie erkennen kann. Um diese zu diagnostizieren, muss nach spenderspezifischen Antikörpern im Blut des Empfängers gesucht werden.

Komplikationen vorbeugen

Das Einnehmen der Medikamente entsprechend der Verschreibung ist eine Grundvoraussetzung, um den Risiken nach einer Herztransplantation vorzubeugen. Außerdem ist es wichtig, regelmäßig die empfohlenen Kontrolluntersuchungen wahrzunehmen. Bei diesen Terminen überprüft der Arzt unter anderem mittels einer Ultraschalluntersuchung (Echokardiographie), wie leistungsfähig das neue Herz ist.

Transplantierte können auch selbst dazu beitragen, auffällige Veränderungen möglichst früh zu bemerken, indem sie ihren Körper aufmerksam beobachten. Häufige Symptome einer Abstoßungsreaktion nach Herztransplantation sind zum Beispiel:

  • Geringere Belastbarkeit
  • Luftnot
  • Gewichtszunahme durch Ödeme (Wasseransammlungen im Körper)
  • Herzrhythmusstörungen (unregelmäßiger Herzschlag bzw. Puls)
  • Temperaturanstieg, Fieber

Um wichtige Anzeichen einer Abstoßung langfristig im Blick zu behalten, ist es sinnvoll, zumindest in den ersten Wochen und Monaten nach der Transplantation täglich die Körpertemperatur, den Blutdruck, die Flüssigkeitsbilanz (Flüssigkeitsaufnahme und Urinmenge) sowie das Gewicht zu messen und zu dokumentieren. Treten Probleme auf, kann der Arzt aus diesen Aufzeichnungen wichtige Schlüsse ziehen.

Langfristige gesundheitliche Risiken einer Herztransplantation

Ist die erste Phase nach der Herztransplantation überstanden, kann in der Regel ein nahezu normaler Alltag gelebt werden. Viele Transplantierte können wieder ihren Beruf ausüben. Da eine gewisse Abwehrreaktion des Immunsystems gegen das transplantierte Herz kontinuierlich unterdrückt werden muss, birgt eine Herztransplantation langfristig folgende Risiken: 

  • eine chronische Abstoßung
  • Folgeerkrankungen durch die jahrelange immunsuppressive Behandlung

In Deutschland hat sich gezeigt: Ein Jahr nach der Transplantation arbeiten noch etwa 76 Prozent der transplantierten Herzen ordnungsgemäß, nach fünf Jahren sind es etwa 67 Prozent. Versagt das transplantierte Herz, kann manchmal eine erneute Transplantation das Leben der Transplantierten retten. Die häufigsten Todesursachen bei Herztransplantierten sind eine chronische Abstoßungsreaktion des Spenderherzens und eine Herzinsuffizienz.

Chronische Abstoßung

Die chronische Abstoßungsreaktion gegen ein transplantiertes Herz äußert sich durch eine Transplantat-Arteriosklerose. Sie wird auch Transplantat-Vaskulopathie genannt. Darunter versteht man eine Verdickung der Gefäßwände, vor allem der kleinen, peripheren Herzkranzgefäße (Koronararterien). Diese Gefäße versorgen das Herz mit Sauerstoff und Nährstoffen. Die Verdickung dieser Gefäßwände kann zur Verengung und schließlich zum Verschluss der Gefäße führen. 

Immunsuppressiva aus der Substanzklasse der mTOR-Hemmer können die Entwicklung einer Transplantat-Arteriosklerose verlangsamen.

Weitere Gesundheitsrisiken

Die jahrelange Behandlung mit Immunsuppressiva erhöht langfristig unter anderem das Risiko für:

  • eine Verschlechterung der Nierenfunktion

  • die Entstehung von Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems (z.B. art. Hypertension)

  • die Entstehung von Tumorerkrankungen (z. B. Hautkrebs)

  • die Entwicklung eines Posttransplantationsdiabetes (chronische Stoffwechselerkrankung mit erhöhtem Blutzucker)

Quellen

Schmid C, Hirt S, Scheld HH: Leitfaden Herztransplantation. 3. Auflage, Steinkopff Verlag 2009.
Herztransplantation - Pathologie, Klinik und Therapie. Baba HA, Wohlschläger J, Stypmann J, Hiemann NE.Baba HA, et al. Pathologe. 2011 Mar;32(2):95-103.
Long-term outcomes and management of the heart transplant recipient. McCartney SL, Patel C, Del Rio JM.McCartney SL, et al. Best Pract Res Clin Anaesthesiol. 2017 Jun;31(2):237-248.
Sport Herztransplantation Kamler M, Herold U, Aleksic I, Jakob H.Kamler M, et al. Herz. 2004 Jun;29(4):435-41.
https://www.netdoktor.de/anatomie/herzkranzgefaesse/ (zuletzt besucht am 18.10.2024).
Prevention of cardiac allograft vasculopathy with Certican (everolimus): the Stanford University experience within the Certican Phase III clinical trial. Valantine H. J Heart Lung Transplant. 2005 Apr;24(4 Suppl):S191-5.
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