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Die Nieren filtern unermüdlich unser Blut und befreien es von Stoffwechselabbauprodukten. Wenn sie unwiederbringlich versagen, wird dies als chronische Niereninsuffizienz, also dauerhaftes Nierenversagen, bezeichnet. Dieses wird zunächst durch eine Dialyse („Blutwäsche“) aufgefangen, bis eine Nierentransplantation durchgeführt werden kann.

Arzt hält ein Nieren-Modell in der Hand und deutet darauf
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Eine chronische Niereninsuffizienz kann durch verschiedene Erkrankungen entstehen:

Diabetes mellitus Typ 2:

In Deutschland und anderen Wohlstandsgesellschaften ist Diabetes mellitus Typ 2 („Zuckerkrankheit“) die häufigste Ursache für eine dauerhafte Niereninsuffizienz. Hohe Blutzuckerkonzentrationen schädigen die Wände der Blutgefäße. Über einen Zeitraum von Jahren entwickeln sich Schäden an verschiedenen Organen. Da die Nieren von sehr vielen kleinen Blutgefäßen durchzogen werden, gehören sie zu den Organen, die bei Diabetikern typischerweise geschädigt werden.

Bluthochdruck:

Die zweithäufigste Ursache ist der Bluthochdruck. Auch er schädigt die Gefäßwände. Vereinfacht gesagt, führt der erhöhte Druck zu einer Verhärtung und Verdickung der Gefäßwände. Es entsteht eine Arteriosklerose. Infolge dieser Gefäßveränderungen werden die Nieren schlechter durchblutet.

Weitere Erkrankungen:

Auch eine Glomerulonephritis oder eine interstitielle Nephritis können zu einem chronischen Nierenversagen führen. Beides sind Entzündungen des Nierengewebes, die aufgrund von Infektionen, Autoimmunreaktionen oder als Reaktion auf bestimmte Medikamente entstehen. Auch vererbte Nierenerkrankungen wie Zystennieren können eine Niereninsuffizienz zur Folge haben.
Unabhängig davon, welche Erkrankung das Nierenversagen ausgelöst hat, führt die chronische Niereninsuffizienz bei allen Erkrankten zu ähnlichen Krankheitszeichen und Folgeerkrankungen1,2,3.

Auswirkungen und Symptome einer chronischen Niereninsuffizienz

Ein chronisches Nierenversagen tritt in Deutschland bei rund 10 von 10.000 Einwohnern auf1. Seine Auswirkungen können zu einer Reihe von Krankheitszeichen und Folgeerkrankungen führen. Diese können durch verschiedene Medikamente und weitere Maßnahmen gelindert werden. Da die Niereninsuffizienz selbst nicht geheilt werden kann, verschlechtert sich die Funktion der Nieren mit der Zeit immer mehr. Wenn der Zustand lebensbedrohlich wird, ist eine Nierentransplantation oder eine regelmäßige Dialysebehandlung notwendig.

Mangelnde Filterfähigkeit der Nieren

Bei einem chronischen Nierenversagen ist die Niere nicht mehr in der Lage, das Blut ausreichend zu filtern. Ein Wert, der Aufschluss über die Leistungsfähigkeit der Nieren gibt, ist die glomeruläre Filtrationsrate (GFR). Fallen mehr als 60 Prozent des Nierengewebes aus, sinkt diese Rate so stark ab, dass bestimmte Abbauprodukte des Stoffwechsels und andere unerwünschte Substanzen nicht mehr ausreichend ausgeschieden werden. Dann steigt die Konzentration dieser Stoffe im Blut, wodurch verschiedene Vorgänge im Körper gestört und Organe geschädigt werden können. Die hohe Konzentration von bestimmten Stoffwechselabbauprodukten (sogenannte harnpflichtige Substanzen, z. B. Harnstoff) im Blut wird als Urämie bezeichnet.

Elektrolyt- und Wasserhaushalt

Infolge der verminderten Filterungsfähigkeit (Filtrationsrate) der Nieren werden auch weniger Wasser und Salze ausgeschieden. Dies kann beispielsweise zu Wasseransammlungen im Körper (Ödemen) und Bluthochdruck führen. Dauerhafter Bluthochdruck erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich.

Blutarmut

Bei einem chronischen Nierenversagen sind die Nieren nicht mehr in der Lage, in vollem Umfang das Hormon Erythropoetin zu produzieren, welches die Bildung roter Blutkörperchen anregt. Dadurch kommt es zu einer Blutarmut (Anämie).
Bereits in frühen Phasen einer chronischen Niereninsuffizienz gibt es Anzeichen einer Blutarmut. Je weiter die Erkrankung fortschreitet, desto stärker ausgeprägt ist auch die Anämie. Anzeichen einer Anämie sind unter anderem leichte Ermüdbarkeit, blasse Haut und Schleimhäute sowie Herzklopfen.

Störung des Knochenstoffwechsels (renale Osteopathie)

Bei einer chronischen Niereninsuffizienz wird in der Niere weniger aktives Vitamin D gebildet. Dies hat zur Folge, dass der Körper weniger Kalzium aufnimmt und somit der Kalziumspiegel im Blut sinkt (Hypokalzämie).
Die Hypokalzämie wird durch das Ungleichgewicht im Elektrolythaushalt weiter verstärkt: Es führt dazu, dass sich vermehrt Phosphat mit Kalzium zu Kalziumphosphat verbindet, wodurch der Anteil des frei im Blut zirkulierenden Kalziums sinkt.
Durch die Hypokalzämie wird die Nebenschilddrüse angeregt, ein bestimmtes Hormon (Parathormon) auszuschütten. Dieses bewirkt, dass Kalziumphosphat aus dem Knochengewebe gelöst und ins Blut abgegeben wird, wodurch die Knochen nach und nach demineralisiert werden (Osteoporose). Die Stabilität der Knochen nimmt in der Folge ab. Es können Knochenschmerzen entstehen und die Wahrscheinlichkeit von Knochenbrüchen nimmt zu.

Herz-Kreislauf-Probleme

Eine chronische Niereninsuffizienz kann langfristig zu ernsthaften Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems führen. Diese werden sowohl durch den erhöhten Blutdruck infolge des gestörten Salz- und Wasserhaushalts als auch durch die Anämie gefördert. Viele nierenkranke Patienten versterben aufgrund dieser Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Niereninsuffizienz: Dialyse oder Nierentransplantation?

Doch was geschieht, wenn ein chronisches Nierenversagen so weit fortgeschritten ist, dass die Nieren das Blut nicht mehr ausreichend reinigen können? In diesem Fall wird der Arzt Maßnahmen ergreifen, um eine Vergiftung des Körpers mit sogenannten harnpflichtigen Substanzen zu verhindern. Dazu stehen als Behandlungsmaßnahmen die Dialyse („Blutwäsche“) und die Nierentransplantation zur Verfügung.
Doch welche Vor- und Nachteile haben diese beiden Therapieoptionen? Diese Frage lässt sich am besten beantworten, wenn man beide Verfahren genauer betrachtet.

So funktioniert die Dialyse 

Eine regelmäßige Dialyse („Blutwäsche“) kann die Ausscheidungs- und Entgiftungsfunktion der Nieren weitgehend ersetzen. Im Gegensatz zu einer Nierentransplantation steht die Dialyse als Behandlungsmöglichkeit sofort zur Verfügung, um lebensgefährliche Verunreinigungen des Blutes zu vermeiden.
Viele Menschen, die dialysepflichtig sind, stehen auf der Warteliste für eine Nierentransplantation. Die Wartezeit für eine Niere beträgt meist mehrere Jahre. Dieser Zeitraum bis zur Transplantation wird durch die Dialyse überbrückt. Aber auch unmittelbar nach einer Nierentransplantation oder bei Transplantierten, deren neue Niere nach einigen Jahren an Leistungsfähigkeit verliert, kann eine Dialysebehandlung notwendig sein.
Ohne die Dialyse würden sehr schwer Nierenkranke, für die nicht schnell genug ein Spenderorgan gefunden wird, sterben. Daher ist die Dialyse lebensrettend. Sie kann jedoch nicht alle Aufgaben der Nieren übernehmen. Dialysepatienten leiden weiterhin unter verschiedenen gesundheitlichen Problemen der Niereninsuffizienz, wie z. B. Störungen des Knochenstoffwechsels, Blutarmut (Anämie), Bluthochdruck und Appetitlosigkeit.

Dialyse: Diese Verfahren gibt es

Um das Blut von unerwünschten Substanzen zu reinigen, gibt es verschiedene Verfahren. Am häufigsten kommen die Hämodialyse und die Bauchfelldialyse (Peritonealdialyse) zum Einsatz.

Die Grafik zeigt den Ablauf einer Hämodialyse
Novartis

Hämodialyse:

Rund 85 Prozent der dialysepflichtigen Patienten erhalten diese Art der Dialyse. Dafür müssen sie üblicherweise mindestens dreimal in der Woche mehrere Stunden in einem Dialysezentrum verbringen. Bei manchen Patienten ist auch eine Heim-Hämodialyse möglich. 

Während einer Hämodialyse wird Blut des Patienten über einen Schlauch zu einem Dialysegerät geführt und dort von Giftstoffen und überschüssiger Flüssigkeit befreit.
Innerhalb des Dialysegeräts wird deshalb das Blut des Patienten in ein Gefäß gepumpt, in dem sich – durch eine spezielle Membran getrennt – eine Reinigungsflüssigkeit befindet (Dialysierflüssigkeit). Durch die Membran „wandern“ harnpflichtige Substanzen und überschüssiges Wasser, nicht aber Blutbestandteile wie z. B. rote Blutkörperchen, in die Dialysierflüssigkeit. Über einen Schlauch wird das gereinigte Blut wieder in den Blutkreislauf des Patienten geleitet.

Diese Grafik veranschaulicht den Ablauf der Peritonealdialyse
Novartis

Peritonealdialyse:

Die auch Bauchfelldialyse genannte Dialyse können die Patienten selbst durchführen. Sie muss allerdings täglich erfolgen. Dabei wird Dialysierflüssigkeit über einen Katheter (Schlauch) in die Bauchhöhle eingeleitet. Giftstoffe und überschüssige Flüssigkeit gelangen aus dem Blut in die Bauchhöhle und werden beim Wechsel der Dialysierflüssigkeit aus dem Körper herausgeleitet. Das in der Bauchhöhle liegende Bauchfell übernimmt bei der Bauchfelldialyse die Rolle der nur für einige Stoffe durchlässigen Membran.

Vorteile der Nierentransplantation

Obwohl die Dialyse ein erprobtes und erfolgreiches Verfahren zur Blutreinigung ist, bevorzugen Mediziner eine Transplantation, um eine chronische Niereninsuffizienz zu behandeln. Gegenüber der Dialyse bietet die transplantierte Niere den Vorteil, dass sie alle Funktionen der erkrankten Nieren übernimmt. Neben der Filterung des Blutes sind dies vor allem die Produktion von Erythropoetin (wichtig für die Blutbildung) und Vitamin D (mitverantwortlich für die Knochenstabilität).
Zudem reinigt eine transplantierte Niere das Blut im Gegensatz zur Dialyse kontinuierlich, wodurch die Blutwerte verschiedener Stoffe nicht so großen Schwankungen unterliegen. Im Rahmen einer Dialysebehandlung häufiger auftretende Erkrankungen wie Knochenstoffwechselstörungen, Blutarmut oder eine verminderte körperliche Leistungsfähigkeit werden durch eine Nierentransplantation meist aufgehalten bzw. gebremst. Insgesamt liegt das Sterberisiko von nierentransplantierten Patienten deutlich unter dem von gleichaltrigen Dialysepatienten (nach vier Jahren um 70 Prozent geringer).
Die Nachteile einer Nierentransplantation liegen in der meist langen Wartezeit auf ein Transplantat, den (geringen) Risiken der Operation und der Notwendigkeit, lebenslang Medikamente gegen die Abstoßung (Immunsuppressiva) einnehmen zu müssen, die verschiedene Nebenwirkungen haben können.

Quellen:

  1. https://flexikon.doccheck.com/de/Chronische_Niereninsuffizienz (zuletzt besucht am 02.11.2020)
  2. https://www.apotheken-umschau.de/Nierenentzuendung (zuletzt besucht am 02.11.2020)
  3. Nierenersatztherapie in Deutschland. Jahresbericht QuaSi Niere 2006/2007 https://www.bundesverband-niere.de/wp/wp-content/uploads/2019/02/QuaSi-Niere-Bericht_2006-2007.pdf (zuletzt besucht am 02.11.2020)
  4. https://flexikon.doccheck.com/de/Dialyse?utm_source=www.doccheck.flexikon&utm_medium=web&utm_campaign=DC%2BSearch (zuletzt besucht am 02.11.2020)
  5. https://flexikon.doccheck.com/de/H%C3%A4modialyse (zuletzt besucht am 02.11.2020)
  6. https://flexikon.doccheck.com/de/Peritonealdialyse (zuletzt besucht am 02.11.2020)

 

Sonstige Quellen:

7. Herold G: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
8. Silbernagl S et al.: Taschenatlas der Pathophysiologie. Thieme Verlag, Stuttgart 2005
9. Breuch G et al.: Fachpflege Nephrologie und Dialyse. Urban & Fischer Verlag, München 2003
10. Herold G: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
11. Rothermann R et al.: Nierentransplantation - Informationsbroschüre für Patienten und Angehörige. Inselspital Bern, Universitätsklinik für Nephrologie und Hypertonie. Bern 2013
12. Hörl WH et al.: Dialyseverfahren in Klink und Praxis. 6. Auflage, Thieme Stuttgart, Stuttgart 2004
13. Wolfe RA, Ashby VB, Milford EL et al.: Comparison of mortality in all patients on dialysis, patients on dialysis awaiting transplantation, and recipients of a first cadaveric transplant. N Engl J Med 1999; 341(23): 1725-30.
14. Port FK, Wolfe RA, Mauger EA et al.: Comparison of survival probabilities for dialysis patients vs cadaveric renal transplant recipients. JAMA 1993; 270(11): 1339-43