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Damit das Immunsystem nach einer Transplantation das neue Organ nicht als fremd einstuft und mit einer Entzündungsreaktion bekämpft, werden sogenannte Immunsuppressiva eingesetzt. Diese Medikamente drosseln die körpereigene Abwehr. Der Organismus ist dadurch allerdings anfälliger für Infektionen durch verschiedene Krankheitserreger.

Unabhängig von einer Transplantation werden Infektionen bei allen Menschen durch unterschiedliche Krankheitserreger ausgelöst. Man unterscheidet verschiedene Gattungen von Erregern, die wichtigsten sind Bakterien, Viren und Pilze.

Bei Veränderung des Körpers und auftretenden Beschwerden ist es wichtig, umgehend mit dem behandelnden Arzt zu sprechen: In der Regel sind Infektionskrankheiten gut behandelbar – je früher sie erkannt werden, desto besser!

Eine Frau liegt im Bett und schaut auf ein Fieberthermometer
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Bakterien

Bakterien sind kleine einzellige Lebewesen, von denen es verschiedene Arten gibt. Verschiedene dieser Bakterienarten besiedeln natürlicherweise den menschlichen Körper. Darmbakterien und Bakterien auf der Haut erfüllen beispielsweise wichtige Aufgaben, andere Bakterienarten können jedoch Krankheiten auslösen. Wenn eigentlich nützliche Bakterien in Körperregionen gelangen, in denen ihre Funktion nicht nützlich ist, kann es ebenfalls zu Krankheitssymptomen kommen: Harnwegsinfektionen werden zum Beispiel oft von Darmbakterien ausgelöst, und Hautbakterien können manchmal über Wunden oder medizinische Eingriffe in die Blutbahn gelangen. Medikamente, die gegen Bakterien wirksam sind, werden Antibiotika genannt.

Viren

Viren vermehren sich in Zellen von Lebewesen, besitzen jedoch keinen eigenen Stoffwechsel. Viele gesunde Menschen sind mit Viren infiziert, erkranken jedoch nicht, weil das Immunsystem die Viren unter Kontrolle hat. Oder sie haben zu einem früheren Zeitpunkt eine virale Infektion durchlaufen und dabei Antikörper gegen diese Virenart gebildet. Zu den beim Menschen auftretenden Viren zählen zum Beispiel Influenzaviren, Herpesviren, das Cytomegalievirus und Polyomaviren. Das Cytomegalievirus gehört zu den Krankheitserregern, die durch eine starke Immunsuppression nach einer Transplantation reaktiviert werden können.

Zur Behandlung von Viren werden Virostatika als Medikamente eingesetzt. Da verschiedene Arten von Viren sehr unterschiedlich aufgebaut sind, muss für jede Art ein spezielles Virostatikum entwickelt werden. Dies gelingt leider nicht immer.

Pilze

Zu den Pilzen gehören einzellige und vielzellige Lebewesen. Einige wenige Pilzarten können den menschlichen Körper befallen und Krankheitssymptome hervorrufen. Hierzu gehören beispielsweise verschiedene Candida- und Aspergillus-Arten. Candida albican kann beispielsweise eine Entzündung der Mundhöhle und des Rachenraumes (Soor) verursachen. Aspergillen können unter anderem eine Lungenentzündung auslösen. Auch der Pilz Pneumocystis jirovecii kann bei immunsupprimierten Patienten nach der Transplantation zu einer Lungenentzündung führen. Pilzinfektionen werden mit Antimykotika behandelt.

Typische Krankheitserreger nach der Transplantation

Theoretisch kommen nach einer Transplantation viele verschiedene Krankheitserreger als Auslöser von Infektionen in Betracht. Da die Infektionsgefahr in den ersten Wochen und Monaten besonders hoch ist, nehmen Transplantierte in dieser Zeit vorbeugend einige Medikamente ein, die vor einer Reihe von häufigen Krankheitserregern schützen.

Weitere Informationen zur Infektionsprophylaxe.

Es gibt jedoch nicht gegen alle Krankheitserreger ein Medikament, das sich nach einer Transplantation zum Schutz vor einer Infektion verabreichen lässt. Außerdem kommt es manchmal trotz Prophylaxe zu einer Infektion. Im Folgenden werden einige Krankheitserreger vorgestellt, die typischerweise bei immunsupprimierten Patienten Erkrankungen auslösen können. Zudem werden typische Symptome der Infektion erläutert.

Cytomegalievirus (CMV)

In ihrer Jugend infizieren sich viele Menschen mit dem Cytomegalievirus (CMV). Das Immunsystem verhindert aber in der Regel den Ausbruch der Krankheit, und es werden Antikörper gegen das Virus gebildet. In den westlichen Industrienationen verfügen 40 bis 60 Prozent der Bevölkerung über Antikörper gegen das CMV1. Unter der starken Immunsuppression nach einer Transplantation kann es bei Menschen, die den Krankheitserreger in sich tragen, zu einem erneuten Krankheitsausbruch kommen. Dies wird auch als Reaktivierung bezeichnet.

Das Virus kann aber auch mit dem Spenderorgan übertragen werden. Dies ist besonders für die wenigen Patienten gefährlich, die vor der Transplantation noch keinen Kontakt mit dem Krankheitserreger hatten, also keine Antikörper bilden konnten. Eine CMV-Erkrankung tritt am häufigsten im ersten Jahr nach der Transplantation auf.

Zu den häufigen Symptomen der Infektion mit dem CMV gehören:

  • Fieber
  • Neutropenie (verringerte Anzahl bestimmter weißer Blutkörperchen im Blut)

Folgende Anzeichen können auf eine CMV-Infektion hindeuten:

  • Lymphknotenvergrößerung
  • Entzündung der Speiseröhre
  • Entzündung des Dickdarms
  • Entzündungen im zentralen Nervensystem
  • Netzhautentzündung
  • Hepatitis (Entzündung der Leber)
  • Thrombozytopenie (verringerte Anzahl der Blutplättchen im Blut)
  • Lungenentzündung
  • Durchfälle
  • Blutungen aus dem Magen-Darm-Trakt6

Oft erhalten Patienten zum Schutz vor dem Krankheitserreger in den ersten Monaten nach der Transplantation ein Virostatikum. Ob dies notwendig ist, hängt vom individuellen Erkrankungsrisiko des Transplantierten ab: Wenn weder Spender noch Empfänger zum Zeitpunkt der Transplantation mit dem CMV infiziert waren, ist das Erkrankungsrisiko niedrig und eine Prophylaxe nicht nötig. Das Risiko ist am höchsten, falls ein Empfänger, der bislang noch nie mit dem Virus infiziert war, das Organ eines Spenders erhält, der das Virus in sich trägt. Denn dieser Empfänger konnte bislang keine Immunabwehr gegen das Virus entwickeln5,6.

Weitere Informationen zur Diagnostik und Behandlung der CMV-Erkrankung

Pneumocystis jirovecii

Pneumocystis jirovecii (früher als Pneumocystis carinii bezeichnet) ist ein Pilz, der im Lungengewebe der meisten Erwachsenen vorhanden ist. Dieser Krankheitserreger kann unter der starken Immunsuppression nach einer Transplantation zu einer Lungenentzündung (Pneumonie) führen. Zum Schutz vor diesem Erreger werden nach der Transplantation häufig einige Monate lang (bei Lungentransplantierten lebenslang10) spezifische Antibiotika eingenommen. Daher kommt es inzwischen seltener zu einer Pneumocystis-jirovecii-Pneumonie (PCP). Ohne Prophylaxe würde der Krankheitserreger beispielweise bei rund fünf Prozent der Nierentransplantierten zwei bis sechs Monate nach der Transplantation eine Lungenentzündung bewirken6,8.

Zu den Symptomen der PCP gehören:

  • oft hohes Fieber
  • starke Kurzatmigkeit
  • trockener Husten
  • manchmal Schmerzen im Brustkorb
  • schnelle Atemfrequenz
  • Müdigkeit und Schwäche
  • Gewichtsverlust
  • Nachtschweiß6

Weitere Informationen zur Diagnostik und Behandlung der PCP

BK-Virus (BKV) nach Nierentransplantation

BK-Viren gehören zur Gattung der Polyomaviren. Fast alle Erwachsene sind mit BK-Viren infiziert. Polyomaviren nisten sich in der Niere und in B-Lymphozyten ein, einer speziellen Sorte von weißen Blutkörperchen. Eine Reaktivierung der BK-Viren kann zu einer Entzündung der Niere (Nephritis), der Harnleiter und Harnblase führen. Eine solche Polyomavirus-Nephropathie tritt bei bis zu zehn Prozent der Nierentransplantierten auf – meist acht bis 13 Monate nach der Transplantation. Die Erkrankung kann die transplantierte Niere so stark schädigen, dass diese nicht mehr ausreichend funktioniert und der Transplantierte wieder dialysepflichtig wird6,7. Nach einer Transplantation von allogenen (genetisch differenter Spender) Blutstammzellen verursacht der Krankheitserreger bei bis zu 15 Prozent der Patienten eine blutige Harnblasenentzündung11.

Eine Polyomavirus-Nephropathie nach einer Nierentransplantation äußert sich durch:

  • anfangs keine Symptome
  • Verschlechterung der Nierenfunktion
  • manchmal Verengung der Harnleiter mit Harnstau
  • selten Blasenentzündung mit typischem blutigen Urin (hämorrhagische Zystitis)2.

Weitere Informationen zur Diagnostik und Behandlung der BKV-Infektion

Hepatitis-C-Virus (HCV) nach Lebertransplantation

Die Hepatitis-C-Virus Infektion war in früherer Zeit für circa 30% aller Lebertransplantationen verantwortlich.

Mehr als 80 Prozent der HCV-Infektionen verlaufen ohne erkennbare Symptome (asymptomatisch) und tendieren zu einem chronischen Verlauf3.

Mögliche Anzeichen einer akuten Infektion mit dem HCV sind:

  • Verschlechterung der Leberfunktion
  • grippale Beschwerden wie Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Husten, Schnupfen, Halsschmerzen, Krankheitsgefühl
  • Gelbfärbung der Haut (Ikterus)
  • Dunkelfärbung des Urins
  • Entfärbung des Stuhls
  • Vergrößerung der Leber4

Durch die „Direct acting antivirals“ gibt es seit 2014 praktisch gegen jeden Genotyp der Erkrankung eine hochwirksame und nebenwirkungsarme Therapie9.

Papillomaviren

Studien zur Entstehung des Hautkrebsrisikos zeigen, dass Papillomaviren die Entstehung von Hautkrebs begünstigen können. Gegen diese Krankheitserreger besitzen Patienten nach einer Transplantation ebenfalls eine reduzierte Abwehr und können dadurch leichter an Hautkrebs erkranken. Auch deshalb sind der Sonnenschutz und engmaschige hautärztliche Kontrolluntersuchungen nach der Transplantation extrem wichtig12.

Weitere Informationen zum Sonnenschutz.

Quellen

1. Buxmann H, Hamprecht K, Meyer-Wittkopf M, Friese K: Primary human cytomegalovirus (HCMV) infection in pregnancy. Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 45–52.
2. Bansal L et al.: Polyomavirus-associated Nephropathy Presenting Late After Transplantation: Discussion of Diagnosis. http://www.medscape.com/viewarticle/573600_2 (zuletzt besucht am 08.12.2020)
3. https://flexikon.doccheck.com/de/Hepatitis%20C#Klinik (zuletzt besucht am 08.12.2020)
4. Herold G: Innere Medizin, 2021
5. Diagnostik und Therapie von CMV-Infektionen nach Nierentransplantation. Mitt d Dt Arbeitsgemeinschaft f Klin Nephrologie 2003; 32: 207-20.
6. Fishman JA: Infection in solid-organ transplant recipients. N Engl J Med 2007; 357: 2601-14.
7. Nickeleit V, Mihatsch MJ: Polyomavirus nephropathy in native kidneys and allografts: an update on an escalating threat. Transpl Int 2006; 19(12): 960-73.
8. Empfehlungen der Deutschen Transplantationsgesellschaft (DTG) zur Prophylaxe und Therapie der Pneumocystis jirovecii (carinii) Pneumoni (PCP) vom 30. April 2008.
9. McGlynn EA, Adams JL, Kramer J, et al. Assessing the Safety of Direct-Acting Antiviral Agents for Hepatitis C. JAMA Netw Open 2019; 2:e194765.
10. Wahl O, Gottlieb J: Für welche Patienten kommt die Lungentransplantation infrage? Pneumo-News 2009; (5): 37-41.
11. Hirsch HH, Randhawa P; AST Infectious Diseases Community of Practice: BK Polyomavirus in Solid Organ Transplantation. Am J Transplant 2013; 13: 179-188.
12. Connolly K, Manders P, Earls P, Epstein RJ. Papillomavirus-associated squamous skin cancers following transplant immunosuppression: one Notch closer to control. Cancer Treat Rev. 2014 Mar;40(2):205-14.

Sonstige Quellen:
https://www.infektionsschutz.de/infektionskrankheiten/erregerarten/bakterien.html#c6272 (zuletzt besucht am 08.12.2020)
https://www.infektionsschutz.de/infektionskrankheiten/uebertragungswege/eintrittspforten-fuer-erreger.html (zuletzt besucht am 08.12.2020)
https://www.infektionsschutz.de/infektionskrankheiten/erregerarten/viren.html#c6260 (zuletzt besucht am 08.12.2020)
https://www.infektionsschutz.de/infektionskrankheiten/erregerarten/pilze.html#c6286 (zuletzt besucht am 08.12.2020)
https://flexikon.doccheck.com/de/Klinisch_relevante_Viren (zuletzt besucht am 08.12.2020)
https://www.transplantation-verstehen.de/spezialthemen/infektionen/symptome