Die Nieren übernehmen im menschlichen Körper eine Reihe lebenswichtiger Aufgaben. Eine wichtige Funktion der Niere ist die Filterung des Blutes und die Produktion von Urin (Harn). Um zu verstehen, auf welche Weise das Blut gefiltert und Harn produziert wird, lohnt sich ein Blick auf die Lage der Niere im Körper und den Aufbau (Anatomie) und die Funktion dieses Organs:
Lage der Niere im Bauchraum
Die beiden Nieren sind faustgroße, bohnenförmige Organe. Sie befinden sich rechts und links der Wirbelsäule und liegen auf der Höhe der unteren Brustwirbel und der oberen Lendenwirbel. Sie sind direkt mit der Bauchschlagader (Aorta) und der unteren Hohlvene verbunden. Über die Harnleiter wird der produzierte Harn in die Harnblase geleitet.
Harn oder Urin? Solange sich die von den Nieren gebildete Flüssigkeit im Körper befindet, wird sie als „Harn“ bezeichnet. Außerhalb des Körpers heißt sie „Urin“.
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Das „Innere“ der Niere: Aufbau und Funktion von Nierenrinde, Nierenmark und Nierenbecken
Durch die Nieren fließen pro Minute rund 1,2 Liter Blut – es durchströmt das Nierengewebe, welches Wasser und Endprodukte unseres Stoffwechsels wie Harnstoff oder Harnsäure herausfiltert.
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Die Nieren lassen sich – von außen nach innen betrachtet – in drei Bereiche unterteilen:
- Nierenrinde: Hier befinden sich die Nephrone, die den ersten Harn (Primärharn) bilden.
- Nierenmark: In den dort befindlichen Sammelrohren wird der Harn konzentriert und in die Nierenkelche geleitet.
- Nierenbecken: Hier wird der „fertige“ Harn (Sekundärharn) gesammelt und über die Harnleiter in die Blase transportiert.
Das Gewebe, welches die eigentlichen „Filter“ der Niere bildet, wird Nierenrinde genannt. Dort befinden sich die sogenannten Nephrone – in jeder Niere gibt es etwa eine Million davon. Hier wird in einem ersten Schritt der Primärharn gebildet. Dieser enthält neben Substanzen, die für die Ausscheidung gedacht sind, auch Stoffe wie Zuckermoleküle oder Elektrolyt-Salze, die im nächsten Schritt wieder zurückgewonnen werden. Zu den Nephronen gehören auch die Nierenkanälchen, die den gebildeten Primärharn abtransportieren und über Sammelrohre in das kelchförmige Nierenmark ableiten.
Die eigentlichen „Filter“ der Niere sind die Nephrone. Sie bestehen aus:
Nierenkörperchen, in denen ein von einer Kapsel umgebenes Gefäßknäuel (Glomerulus) liegt. Diese Gefäßknäuel (Glomeruli) sind mit zwei Arterien, die für den Zu- und Abfluss des Blutes sorgen, sowie den Nierenkanälchen verbunden. Fließt Blut durch die Glomeruli hindurch, werden kleinere Blutbestandteile wie Harnstoff, Zuckermoleküle und Salze zusammen mit etwas Wasser aus dem Blut herausgepresst und gelangen in die angeschlossenen Nierenkanälchen. Diese herausgefilterte Flüssigkeit wird als Primärharn bezeichnet.
Nierenkanälchen (Tubuli): Diese leiten den Primärharn weiter und nehmen dabei über ihre ebenfalls siebartigen Gefäßwände einen Großteil der herausgefilterten Stoffe (etwa Zuckermoleküle oder Elektrolyt-Salze) und des Wassers wieder auf. So entsteht der eigentliche Harn, auch Sekundärharn genannt. In ihm verbleiben hauptsächlich Substanzen, die bei einem Verbleib im Blut den Organismus belasten bzw. vergiften würden.
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Nierenfunktion: Was die bohnenförmigen Organe außerdem leisten
Neben der Filterung des Blutes und der Produktion des Urins übernehmen die Nieren noch weitere wichtige Aufgaben. Sie produzieren ein für die Blutbildung wichtiges Hormon – das Erythropoetin. Es wird in die Blutbahn abgegeben und gelangt so unter anderem zum Knochenmark. Hier regelt es die Neubildung roter Blutkörperchen, die für die Aufnahme von Sauerstoff in das Blut und den Transport des Sauerstoffs zu den Körpergeweben zuständig sind.
Die Nieren wandeln außerdem Vitamin D in seine aktivierte Form (Calcitriol) um. Vitamin D fördert die Aufnahme von Kalzium aus der Nahrung und erhöht den Kalziumspiegel im Blut. Auf diese Weise fördert es den Einbau von Kalzium in die Knochen und erhöht die Knochenstabilität.
Auch die Bildung des Enzyms Renin ist eine wichtige Nierenfunktion. Renin ist an der Regulation des Blutdrucks und des Flüssigkeitshaushalts beteiligt. Es setzt einen Prozess in Gang, an dessen Ende sich die Gefäße verengen und weniger Wasser und Salze ausgeschieden werden. Beide Effekte erhöhen den Blutdruck.
Da die Nieren die Zusammensetzung des Harns kontrollieren, beeinflussen sie über die Ausscheidung verschiedener Substanzen zudem den Säure-Basen-Haushalt und den Salzhaushalt des Körpers.
Quellen
Pschyrembel Online: Niere. https://www.pschyrembel.de/Niere/K0F7V/doc/ (zuletzt besucht am 18.10.2024).
https://flexikon.doccheck.com/de/Niere (zuletzt besucht am 18.10.2024).
https://flexikon.doccheck.com/de/Sekund%C3%A4rharn (zuletzt besucht am 18.10.2024).
https://flexikon.doccheck.com/de/Renaler_Blutfluss (zuletzt besucht am 18.10.2024).
https://flexikon.doccheck.com/de/Harn (zuletzt besucht am 18.10.2024).
Aumüller G et al.: Anatomie. Thieme Verlag, Stuttgart 2007.
Schmidt RF: Physiologie des Menschen: mit Pathophysiologie. Springer Verlag, Berlin 2007.