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Welche Nachteile kann das Spenden einer Niere oder von Teilen der Leber haben? Und welche Vorteile hat die Spende? In diesem Artikel finden Sie Informationen zu:

Den Vorteilen einer Lebendspende für den Organempfänger

Den Risiken, die allgemein für den Spender entstehen können

Den Nachteilen und Risiken, die beim Spenden einer Niere entstehen können

Den Nachteilen und Risiken, die beim Spenden von Teilen der Leber auftreten können

Bei einer Lebendspende stammt das transplantierte Organ von einem gesunden lebenden Spender. Diese Art der Organspende ist bei Teilen der Leber oder einer Niere unter bestimmten Voraussetzungen möglich.

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Organisatorische Vorteile der Lebendspende

Die Operation kann besser geplant werden: Den Termin legt das Transplantationszentrum in Abstimmung mit Spender und Empfänger fest – woraus sich auch medizinische Vorteile ergeben. Der organisatorische Aufwand ist insgesamt deutlich geringer als bei einer postmortalen Organspende, da die Koordination verschiedener Organspende-Institutionen sowie der Transport des Organs wegfallen.

Medizinische Vorteile der Lebendspende

Organe aus Lebendspenden sind oft in einem besseren Zustand als Organe, die aus postmortalen Spenden stammen. Gründe hierfür sind:

  • Spender und Empfänger werden in den Wochen vor der Lebendspende sehr gründlich medizinisch untersucht. Dies dient unter anderem dazu, Risiken zu erkennen und Komplikationen vorzubeugen. So lässt sich für die Transplantation ein Zeitpunkt wählen, an dem sich Spender und Empfänger in einem guten körperlichen und psychischen Zustand befinden.
  • Da Spender und Empfänger am gleichen Tag und im gleichen Krankenhaus nahezu zeitgleich operiert werden, ist die Zeit zwischen Entnahme und Transplantation des Organs (Ischämiezeit) kürzer als bei einer postmortalen Organspende. Die Wahrscheinlichkeit für eine Organschädigung durch die fehlende Durchblutung ist dadurch geringer.
  • Bei Organen aus postmortalen Organspenden kann die Organfunktion durch den Hirntod des Spenders und die häufig vorangegangene Intensivtherapie in geringem Umfang herabgesetzt sein. Zu stark vorgeschädigte Organe werden nicht zur Transplantation freigegeben.

Vorteile einer Nieren-Lebendspende für den Empfänger

Für schwer nierenkranke Menschen kann die Transplantation einer Niere aus einer Lebendspende eine gute Option sein: Die Funktionsfähigkeit des transplantierten Organs ist bei der Lebendspende besser als bei der postmortalen Spende, zeigen Studien1,2,3:

Neben der häufig besseren Organqualität wird als weiterer möglicher Grund für die guten Ergebnisse der Nieren-Lebendspende auch eine größere Therapietreue der Transplantierten vermutet: Wenn man den Spender des Organs persönlich kennt, achtet man wahrscheinlich gewissenhafter auf die eigene Gesundheit und die regelmäßige Medikamenteneinnahme – eine Abstoßung könnte das Organ gefährden und die selbstlose Spende des Nahestehenden nutzlos machen.

Vorteile einer Leber-Lebendspende für den Empfänger

Bei der Lebendspende von Teilen der Leber, also einer Leberteiltransplantation, gibt es Unterschiede zwischen der Spende für ein Kind und für einen Erwachsenen: Grundsätzlich sind sowohl der Anteil funktionierender Organe als auch die Überlebenszeit des Empfängers bei Kindern deutlich höher als bei Erwachsenen7.

  • Kinder benötigen nur einen kleinen Teil der Leber des erwachsenen Spenders. Sie erhalten in der Regel ein Stück des linken Leberlappens von einem Elternteil oder einem nahen Verwandten. Das Operationsverfahren wird seit mehreren Jahrzehnten angewandt. Es birgt für Spender und Empfänger nur geringe Risiken, die Überlebensraten der Empfänger und die Funktionsfähigkeit des neuen Organs sind bei Kleinkindern (unter zwei Jahren) nach der Lebendspende besser als nach einer postmortalen Organspende4,5.
  • Erwachsene Empfänger benötigen einen größeren Teil der Leber des Spenders – es werden bis zu 60 Prozent der Leber des Spenders entnommen. Die Überlebensraten der Empfänger und die Funktionsfähigkeit des Transplantats unterscheiden sich bei Lebendspende und postmortaler Spende kaum3.

Risiken: Welche Nachteile kann das Spenden einer Niere oder von Teilen der Leber haben?

Aus ethischer Sicht ist eine Lebendspende nicht einfach zu bewerten: Lässt sich ein gesunder Mensch ein Organ oder einen Organteil entnehmen, setzt er sich den mit der Operation verbundenen Risiken aus. Schwere Komplikationen treten selten auf. Dennoch sollten sich Spender und Empfänger vorab informieren, welche Nachteile das Spenden einer Niere oder eines Teils der Leber für den Spender haben kann. Es ist wichtig, die Entscheidung für eine Lebendspende-Transplantation im Wissen sowohl um die Vorteile als auch die möglichen Risiken zu treffen.

Für den Empfänger einer Lebendspende unterscheiden sich die medizinische Behandlung (Operation und Nachsorge) und die damit verbundenen Risiken kaum von einer postmortalen Spende. Daher werden hier nur die Risiken für den Spender beschrieben.

Eine Niere spenden: Welche Risiken und Nachteile können dabei entstehen?

Bei der Operation, also der Entnahme einer Niere bei einem gesunden Lebendspender, kommt es nur sehr selten zu Komplikationen. Das Risiko, bei einer Organentnahme oder innerhalb von 90 Tagen danach zu versterben liegt bei 0,03 Prozent6. Das sind drei Personen von 10.000. Schwerwiegende Komplikationen im Anschluss an die Operation treten in 0,3 bis 1,0 Prozent der Fälle auf, also bei bis zu einer von 100 Personen8,9. Viele Spender haben nach der Operation Schmerzen im Bereich des Operationsgebietes beziehungsweise der Naht. Diese lassen sich durch Schmerzmittel jedoch gut mildern und gehen meist im Verlauf weniger Wochen zurück. Ein Jahr nach dem Spenden der Niere bestehen noch bei etwa 17 Prozent der Spender Folgen wie Irritationen im Bereich der Narbe, beispielweise Gefühllosigkeit, Juckreiz oder gelegentliche Schmerzen10.

Entnahme der Niere bei einer Nieren-Lebendspende:
Das Organ wird häufig über einen 10 bis 15 Zentimeter langen Flankenschnitt entfernt.

Immer häufiger werden Nieren mithilfe minimal-invasiver OP-Verfahren entnommen. Dabei treten tendenziell weniger Komplikationen auf11.

Langzeituntersuchungen konnten ein gering erhöhtes Risiko für Nierenlebendspender zeigen, im weiteren Verlauf selbst dialysepflichtig zu werden oder andere Erkrankungen, etwa eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln8,9,13.

Es ist ratsam, dass sich der Spender regelmäßig in dem Transplantationszentrum untersuchen lässt, in dem sein Organ entnommen wurde. Theoretisch mögliche Spätfolgen wie Bluthochdruck oder eine Verminderung der Nierenfunktion lassen sich dann frühzeitig erkennen und behandeln. Weitere Informationen zum Thema: „Leben nach der Lebendspende“.

Die Niere wird häufig über einen Schnitt in der Flanke entnommen
Novartis

Einen Teil der Leber spenden: Welche Nachteile und Risiken können dabei entstehen?

Bei einer Lebendspende von Teilen der Leber hängt das Risiko für den Spender davon ab, wie groß der entnommene Teil der Leber ist und welchen Lappen der Leber er spendet: Je mehr von der Leber entfernt wird, desto wahrscheinlicher sind Komplikationen. Bei einer Leberlebendspende werden 25 bis 65 Prozent der Leber entnommen. Die Ärzte des Transplantationszentrums untersuchen vor der Transplantation genau, wie viel Lebergewebe beim Spender entnommen werden kann, ohne dass für ihn ein Leberversagen droht. Sie prüfen zudem, ob dieses Volumen für den Empfänger ausreicht. Mithilfe der sogenannten Volumetrie der Leber können die Mediziner abschätzen, wie groß die Leber ist und ob sie anatomisch passt.

Für eine Leberteiltransplantation für ein Kind wird dem erwachsenen Spender der linke Leberlappen oder ein Teil davon entnommen. Das entfernte Leberstück macht einen relativ kleinen Anteil des Organs aus. Es versterben nur etwa 0,09 Prozent der Spender während oder in den Wochen nach der Operation, das sind neun von 10.0005.

Für erwachsene Empfänger, die mehr als 65 Kilogramm wiegen, muss der größere rechte Leberlappen gespendet werden. Hierbei kann es etwas häufiger zu Komplikationen kommen. Nach einer Leberteiltransplantation haben die Spender nahezu immer zunächst eine zu geringe Leberleistung (Leberinsuffizienz). Die verbliebene Leber passt sich jedoch schnell an die neue Situation an – sie wächst und erreicht nach einigen Wochen wieder ihre normale Funktion. Trotz aller Sicherheitsmaßnahmen versterben bis zu 0,5 Prozent der Spender infolge der Leberteiltransplantation, also fünf von 1.0005.

Andere Komplikationen wie beispielsweise undichte Stellen in den Gallengängen oder Infektionen treten bei etwa 13 Prozent aller Leber-Lebendspender in den ersten Wochen nach der Organentnahme auf12. Diese Komplikationen können jedoch behandelt werden, sodass sie meist nicht zu bleibenden Schäden führen. Langfristig können manche Patienten unter gelegentlichen Schmerzen im Bereich der Narbe oder im Oberbauch leiden, bei einigen kann es zur Bildung einer Narbenhernie (kleine „Aussackung” des Bauches im Bereich der Narbe) kommen.

Quellen

1. Chapman J: Guest editor's introduction; ANZDATA. Australia and New Zealand Dialysis and Transplant Registry, 2006
2. Cooper BA, Branley P, Bulfone L et al.: A Randomized, Controlled Trial of Early versus Late Initiation of Dialysis. N Engl J Med 2010; 363: 609–19.
3. Deutsche Stiftung Organtransplantation. www.dso.de (zuletzt besucht am 09.12.2020)
4. Roberts JP, Hulbert-Shearon TE, Merion RM, Wolfe RA, Port FK: Influence of graft type on outcomes after pediatric liver transplantation. Am J Transplant 2004; 4(3): 373–7.
5. Walter J, Burdelski M, Bröring DC: Chancen und Risiken der Leber-Lebendspende-Transplantation. Dtsch Ärztebl 2008; 105(6): 101–7.
6. Lentine KL et al. Risks of Living Kidney Donation: Current State of Knowledge on Outcomes Important to Donors. Clin J Am Soc Nephrol. 2019; 14: 597-608. Epub 2019/03/13.
7. Medizinischer Beirat von „Transplantation verstehen“
8. Liefeldt L, Giessing M, Fuller TF et al.: Lebendnierentransplantation. Nephrologe 2006; 1: 63–70.
9. Segev DL, Muzaale AD, Caffo BS et al.: Perioperative Mortality and Long-term Survival Following Live Kidney Donation. JAMA 2010; 303(10): 959–66.
10. Information des Transplantationszentrums Stuttgart http://www.klinikum-stuttgart.de/kliniken-institute-zentren/transplantationszentrum/lebendspende/spenderoperation (zuletzt besucht am 09.12.2020)
11. Ohl F, Popken G: SILS, LESS, NOS & Co. bei minimal-invasiven Niereneingriffen. Urologe 2010; 49: 1372–1376.
12. AQUA Institut: Leberlebendspende – Bundesauswertung zum Erfassungsjahr 2012. http://www.sqg.de/downloads/Bundesauswertungen/2012/bu_Gesamt_LLS_2012.pdf (zuletzt besucht am 09.12.2020)
13. Mjøen G, et al. Long-term risks for kidney donors. Kidney Int. 2014 Jul;86(1):162-7. doi: 10.1038/ki.2013.460. Epub 2013 Nov 27. PMID: 24284516.