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Nicht nur die erste Zeit nach der OP ist für den dauerhaften Erfolg der Transplantation entscheidend. Auch die langfristige und verlässliche Therapietreue durch den Patienten spielt eine bedeutende Rolle.

Nach der Transplantation: Nachsorge und Medikamente 

Die Operation ist geschafft! Doch damit eine Organtransplantation erfolgreich ist, sind eine Reihe von Maßnahmen notwendig. Dazu gehören zum Beispiel Kontrolluntersuchungen und die richtige Dosierung von Medikamenten, um eine Abstoßungsreaktion nach der Transplantation zu verhindern. Außerdem sollten abgestimmte Reha-Maßnahmen möglichst schnell die körperliche Fitness wiederherstellen1.

Untersuchungen direkt nach der Operation

Nach der Transplantation ist am wichtigsten, dass das neue Organ seine Arbeit aufnimmt, also gut funktioniert. Daher wird die Organfunktion in den ersten Wochen nach der Operation mit verschiedenen Untersuchungen engmaschig überwacht. Kommt es zu Problemen, können die Ärzte frühzeitig geeignete Maßnahmen ergreifen. Für die Überwachung des neuen Organs können unter anderem folgende Methoden zum Einsatz kommen:

  • Blutuntersuchungen
  • Blutzuckermessungen
  • Bildgebungsverfahren (MRT, CT, Röntgen, Ultraschall)
  • Urinuntersuchungen
  • Elektrokardiogramm (EKG)
  • Körperliche Untersuchungen
  • Biopsien (Gewebeentnahmen)

Für jedes Organ gibt es spezielle Untersuchungen oder Blutwerte, mit denen die Funktion des Organs überprüft wird:

Um die Erholung im Anschluss an eine Transplantation zu unterstützen, betreut ein Team medizinischer Fachkräfte die Patienten. Zu dieser Betreuung gehören meist auch Schulungen, in denen Organempfänger über das richtige Verhalten im Alltag nach der Transplantation aufgeklärt werden. Transplantierte sollen so früh wie möglich Experten für ihren eigenen Körper werden und selbst die Verantwortung für ihre Gesundheit übernehmen.

Nach der Transplantation: Vorbeugung einer Abstoßungsreaktion

Eine Voraussetzung für den Erfolg einer Transplantation ist die Vorbeugung von Abstoßungsreaktionen: Da das transplantierte Organ für den Körper fremdes Gewebe ist, würde es in aller Regel schnell zu einer Abwehrreaktion kommen. Diese Abwehrreaktion des Immunsystems wird auch Abstoßung beziehungsweise Organabstoßung genannt.

Das Überleben und Funktionieren des neuen Organs im Körper ist nur möglich, wenn die Abstoßung durch Medikamente unterdrückt wird. Die Medikamente, die nach einer Transplantation hierfür zum Einsatz kommen, nennt man Immunsuppressiva. Meist werden sie als Tabletten, Kapseln oder Saft eingenommen. Für die Immunsuppression stehen mehrere Wirkstoffe zur Verfügung, die an unterschiedlichen Stellen des Immunsystems ansetzen. In der Regel wird eine Kombination verschiedener Wirkstoffe verabreicht.

Bei der Gabe von Immunsuppressiva ist es besonders wichtig, die richtige Dosis zu finden. Es gilt, nach der Transplantation Abstoßungsreaktionen zu vermeiden und gleichzeitig die Funktionsfähigkeit des Immunsystems nicht übermäßig herabzusetzen. Wenn das Immunsystem zu schwach ist, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit von Infektionen. Außerdem können Immunsuppressiva weitere Nebenwirkungen haben, die bei höherer Dosierung stärker ausgeprägt sind.

Immunsuppressiva müssen lebenslang eingenommen werden. Die Dosis kann allerdings im Laufe der Zeit verringert werden. Transplantierte sollten dies jedoch nicht eigenmächtig tun: Über Dosisänderungen kann nur der betreuende Arzt entscheiden.

Weitere Informationen zum Thema Abstoßungsreaktion und der zugehörigen Behandlung bietet der Artikel „Immunsuppressiva“.

Die Grafik zeigt, wie die Dosierung der Immundepressiva individuell auf den Patienten eingestellt wird
Novartis

Mehr über Arten und Wirkung dieser Medikamente erfahren Sie im Artikel „Immunsuppressiva“.

Nachsorge: Regelmäßige Kontroll-untersuchungen

Um eine Abstoßungsreaktion oder andere Komplikationen nach einer Transplantation langfristig zu verhindern, sind auch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen wichtig – ebenso wie die regelmäßige Einnahme der Medikamente.

Die Grafik zeigt die Betreuung durch einen niedergelassenen Facharzt und ein Transplantationszentrum

Im weiteren Verlauf betreut ein niedergelassener Facharzt oder ein Arzt des Transplantationszentrums die Patienten im Rahmen von Kontrolluntersuchungen. Diese finden je nach zeitlichem Abstand zur Transplantation sowie nach individuellem Genesungsverlauf in verschieden langen Abständen (Wochen bis Monate) statt. Zusätzlich stehen ein- bis zweimal pro Jahr Nachsorgetermine im Transplantationszentrum an. Die konkreten Intervalle sind abhängig vom transplantierten Organ – nach Herz- oder Lungentransplantationen sind sie zum Beispiel deutlich engmaschiger. Die Häufigkeit der Untersuchungen hängt natürlich immer vom aktuellen Gesundheitszustand des Organempfängers ab. Sollten Symptome oder Veränderungen auftreten, ist es wichtig, diese sofort mit dem behandelnden Arzt zu besprechen.

Im Rahmen der regelmäßigen Nachsorgetermine werden Transplantierte gründlich untersucht, um eventuell vorliegende gesundheitliche Probleme frühzeitig erkennen und behandeln zu können. Neben dem allgemeinen Befinden steht die Funktion des transplantierten Organs im Mittelpunkt des ärztlichen Interesses. Dazu werden – je nach Organ – unterschiedliche Tests und Untersuchungen durchgeführt.

Unter anderem kommen folgende Untersuchungen häufig zum Einsatz:

  • Ultraschalluntersuchung
  • Blutuntersuchungen
  • Gewebeentnahme vom Transplantat (Biopsie)

Falls gesundheitliche Beschwerden auftreten, sollten Transplantierte unverzüglich Kontakt mit dem Arzt oder dem Transplantationszentrum aufnehmen.

Einmal pro Jahr findet eine sogenannte Jahres-Kontrolluntersuchung statt. Hierbei erfolgen neben einer eingehenden körperlichen Untersuchung, spezielle Blutentnahmen (Virologie, Tumormarker, HLA-Antikörper) und eine Sonographie des Abdomens. Dies ist eine Ultraschalluntersuchung der Organe, die im Ober- und Unterbauch liegen. Dazu kommt eine Vorstellung der Patienten zum Tumorausschluss beim Hautarzt. Je nach Zentrum erfolgen noch spezielle Untersuchungen der Herzkranzgefäße .

Die Einnahme von Medikamenten nach der Transplantation

Nach der Transplantation dürfen Patienten die regelmäßige Einnahme der Medikamente nicht vernachlässigen – auch wenn sie die ersten Monate nach dem Eingriff erfolgreich bewältigt haben. Sobald Transplantierte die immunsuppressiven Medikamente absetzen oder unregelmäßig einnehmen, beginnt das körpereigene Abwehrsystem, das „fremde“ Organ anzugreifen und schrittweise zu zerstören. Die regelmäßige Einnahme der Immunsuppressiva bewirkt, dass die Medikamentenkonzentration im Blut innerhalb eines stabilen therapeutischen Niveaus bleibt und extreme Werte vermieden werden.

Deshalb ist es sehr wichtig, sich an die vorgegebenen Einnahmezeiten und Dosierungen zu halten. Mediziner sprechen in diesem Zusammenhang von Therapietreue, auch Compliance oder Adhärenz genannt.

Um eine gute Therapietreue, also etwa die regelmäßige Einnahme der Medikamente nach einer Transplantation, zu erreichen, gibt es verschiedene Hilfsmittel. Beispielsweise kann ein Tablettenspender mit Fächern für Tagezeiten und Wochentage sehr hilfreich sein. Darin können Patienten die Medikamente im Voraus einsortieren. Dabei sollten die Tabletten oder Kapseln jedoch noch nicht aus dem Blister gelöst werden. Besser ist es, die benötigte Anzahl an Tabletten oder Kapseln mit einer Schere aus dem jeweiligen Streifen herauszuschneiden und in geschlossenem Zustand in die Medikamentenschachtel zu legen.

Um im Alltag keine Dosis zu vergessen und immer die entsprechenden Medikamente parat zu haben, sind zudem folgende Tipps hilfreich:

  • Wecker beziehungsweise Handy-Wecker stellen
  • Eine App nutzen, die an die Einnahme der Medikamente erinnert, beispielsweise die App MyTherapy. In diese kann auch der vom Arzt erstellte Medikationsplan eingescannt werden. 
  • Einnahmeplan aufhängen
  • Angehörige, Freunde und Kollegen in Einnahmezeiten einweihen
  • Reservepackungen zu Hause und zum Beispiel im Büro aufbewahren
  • Reservemedikamente in häufig benutzten Jacken und Taschen deponieren

Werden von anderen Ärzten weitere Medikamente verschrieben, ist es wichtig, vor der Einnahme Rücksprache mit dem Transplantationszentrum zu halten. So können unerwünschte Neben- und Wechselwirkungen ausgeschlossen werden.

Rehabilitation und Lebensweise

Nach einer Organtransplantation kann – je nach transplantiertem Organ und Zustand des Transplantierten – ein Aufenthalt in einer Rehabilitationsklinik empfehlenswert sein. Beispielsweise ist im Anschluss an eine Nierentransplantation nicht bei allen Transplantierten eine Rehabilitation notwendig, bei Lebertransplantationen hingegen immer. Bei einer Lebendspende von Organen (etwa von einer Niere oder Teilen der Leber) hat der Spender ebenfalls Anspruch auf Rehabilitations-Maßnahmen.

Grundsätzlich werden zwei Formen der Rehabilitation unterschieden: die Frührehabilitation (Anschlussheilbehandlung) und die Spätrehabilitation. Von einer Frührehabilitation sprechen Ärzte, wenn die Maßnahme innerhalb von 14 Tagen nach dem Verlassen der Klinik erfolgt. Für die Spätrehabilitation gibt es keine zeitliche Grenze. Da beide Formen zu verschiedenen Zeitpunkten ansetzen, haben sie auch unterschiedliche Ziele.

Ziele der Frührehabilitation sind:

  • Verbesserung der körperlichen Beweglichkeit und Leistungsfähigkeit (insbesondere von Kraft und Ausdauer)
  • Vorbeugung von Infektionen
  • Psychische Betreuung
  • Aufklärung und Schulung des Patienten zur Immunsuppression
  • Aufklärung und Schulung des Patienten zu seiner gesundheitlichen Situation und zur Durchführung spezieller Therapien
  • Unterstützung bei der Ernährungsumstellung und Trinkmengengestaltung
  • Erhaltung der Funktion des neuen Organs
  • bei manchen Patienten bereits Vorbereitung zur beruflichen Wiedereingliederung

Die Spätrehabilitation hat folgende Ziele:

  • Kontrolle der Funktionsfähigkeit des Transplantats
  • Kontrolle und (weitere) Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit
  • Beurteilung und Erhalt der Arbeitsfähigkeit
  • Überprüfung von Blutdruck, Fettstoffwechsel und Zuckerstoffwechsel

Transplantierte, die nicht an einer Rehabilitationsmaßnahme teilnehmen, bekommen alle notwendigen Informationen, Untersuchungen und Behandlungen durch das zuständige Transplantationszentrum oder den behandelnden Arzt.

Es gibt auch Zentren für ambulante Rehabilitation mit ausschließlicher Tagesbetreuung und ambulante Reha-Sportgruppen. Die Sportgruppen werden meist über die Behindertensportverbände oder den jeweiligen Landessportbund organisiert. Es handelt sich oft um organbezogene Gruppen, wie zum Beispiel Herzsport, Lungensport und so weiter, die neben Transplantierten auch Patienten mit verschiedenen Erkrankungen des jeweiligen Organs betreuen. Für die Teilnahme an einer ambulanten Reha-Sportgruppe benötigen Transplantierte vom behandelnden Arzt eine Verordnung für Rehabilitationssport. Die Kostenübernahme muss bei der Krankenkasse beantragt werden.

Ein gesundes Herz-Kreislauf-System ist für den langfristigen Erfolg einer Organtransplantation sehr wichtig. Zu hohe Blutdruck- und Blutfettwerte sowie resultierende Ablagerungen an den Wänden der Blutgefäße begünstigen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und können zu einer vorzeitigen Schädigung des Transplantats führen. Für Transplantierte ist es deshalb besonders wichtig, die entsprechenden Risikofaktoren zu vermindern. Eine gesunde Lebensführung hilft dabei. Dazu zählen unter anderem eine ausgewogene Ernährung sowie Bewegung und Sport.

Grundsätzlich ist es ratsam, auf das Rauchen zu verzichten. Neben vielen anderen unerwünschten Wirkungen erhöht Rauchen den Blutdruck, führt zu vermehrten Gefäßwandablagerungen und macht das Blut zähflüssiger – all das sind Effekte, die gerade für Transplantierte äußerst ungünstig sind. Zudem haben rauchende Transplantierte durch die Immunsuppression ein noch höheres Bronchitis- und Lungenkrebsrisiko als andere Raucher.

Hautschutz nach einer Transplantation

Ein gesundes Abwehrsystem hat nicht nur die Aufgabe, den Körper vor Infektionen zu schützen. Es kann – in begrenztem Umfang – auch Krebszellen im Anfangsstadium erkennen und zerstören. Immunsuppressiva schwächen gezielt das Immunsystem, um Abstoßungsreaktionen des Körpers gegen das Transplantat zu verhindern. Dadurch erhöht sich auch das Risiko für Krebserkrankungen. Hautkrebs ist in diesem Zusammenhang die häufigste Krebsart. Aus diesem Grund ist ein sicherer Schutz der Haut vor Sonneneinstrahlung für Organtransplantierte sehr wichtig. Auch künstliche UV-Strahlung kann zu Hautschäden führen und erhöht das Hautkrebsrisiko. Besuche in Solarien sind deshalb nicht empfehlenswert. Um Hautveränderungen frühzeitig zu erkennen, sollten Patienten sich mindestens einmal jährlich bei einem Hautarzt vorstellen und eine regelmäßige Selbstkontrolle der Haut durchführen.

Weitere Hinweise zum Sonnenschutz finden Sie im Spezialthema „Hautkrebsvorsorge und Sonnenschutz“.
Weitere Hinweise zur Hautkrebsvorsorge finden Sie im Spezialthema „Tumoren nach Organtransplantation“.

 

Quellen

1. Phase III Rehabilitation nach Herztransplantation. Tegtbur U, Busse MW, Jung K, Markofsky A, Machold H, Brinkmeier U, Künsebeck HW, Haverich A, Pethig K.Tegtbur U, et al. Z Kardiol. 2003 Nov;92(11):908-15
2. Krukemeyer MG, Lison AE: Transplantationsmedizin. De Gruyter Verlag, Berlin 2006
3. Medizinischer Beirat von „Transplantation verstehen“
4. Schrem H, Barg-Hock H, Strassburg CP et al.: Nachsorge bei Organtransplantierten. Dtsch Arztebl Int 2009; 106(9): 148-55.
5. Informationsbroschüre „Nach der Transplantation: Fit durch Bewegung!” Novartis Pharma GmbH