Leidet ein Patient nach einer Transplantation mutmaßlich unter einer Infektion, veranlassen die behandelnden Ärzte verschiedene Untersuchungen. Die Ziele der Diagnostik bei potenziellen Infektionen sind:
- Festzustellen, ob es sich um eine Infektion handelt oder ob die Symptome eine andere Ursache haben.
- Im Falle einer Infektion den Krankheitserreger zu identifizieren, damit dieser gezielt bekämpft werden kann.
Allgemeine Hinweise auf eine Infektion
Ein wichtiges Verfahren der Diagnostik bei Infektionen ist die Blutuntersuchung. Mit ihr ermitteln Ärzte verschiedene Laborwerte, die bei Infektionen im Allgemeinen verändert sein können:
- Konzentration des C-reaktiven Proteins (CRP) im Blut
- Blutkörperchen-Senkungsgeschwindigkeit (BSG)
- Anzahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) im Blut
- Differenzierung der weißen Blutkörperchen (Differentialblutbild)
- Procalcitoninwert (PCT) im Blut
Diagnostik im Labor: Erste Hinweise auf eine Infektion

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CRP, PCT und die weißen Blutkörperchen sind insbesondere bei bakteriellen Infektionen erhöht. Bei Infektionen durch Viren steigt der CRP-Anteil kaum an, und die Gesamtzahl der Leukozyten kann zunächst sogar sinken. Die Anzahl der Lymphozyten (eine spezielle Art von Leukozyten) kann im Verlauf einer viralen Infektion jedoch ansteigen.
Zwar gehören die drei Blutwerte fest zur üblichen Diagnostik bei Infektionen, jedoch handelt es sich um unspezifische Messwerte: Sie können nur einen ersten Hinweis geben. Der CRP-Gehalt und die BSG sind beispielsweise auch bei Entzündungsreaktionen erhöht, die nicht durch eine Infektion mit Krankheitserregern ausgelöst wurden. Daher werden im Rahmen der weiteren Diagnostik zusätzliche Untersuchungen vorgenommen, um den Erreger der Infektion zu finden. Eine Erhöhung des PCT ist sehr spezifisch für bakterielle Infektionen.
Gezielte Suche nach dem Krankheitserreger
Anhand der Symptome eines Patienten können die Ärzte den Kreis der möglichen Erreger der Infektion bereits eingrenzen. Im Rahmen der weiteren Diagnostik folgen zusätzliche Untersuchungen, etwa, um den Erreger direkt nachzuweisen oder um Hinweise darauf zu erhalten, welche Organe befallen sind.
Ein direkter Erregernachweis wird oft mit Blutproben durchgeführt. Manchmal ist es auch notwendig, andere Körperflüssigkeiten wie Speichel, Harn, Liquor (Gehirnwasser), Sputum (Auswurf), Trachealsekret (Sekret der unteren Atemwege) oder Biopsien (Gewebsproben) zu untersuchen.
Zur begleitenden Diagnostik werden außerdem Blutuntersuchungen durchgeführt, die Informationen über die Funktion, beziehungsweise die Leistungsfähigkeit bestimmter Organe liefern: Die Nierenfunktion wird beispielsweise mithilfe der glomerulären Filtrationsrate (GFR) und des Serum-Kreatinins beurteilt. Bildgebende Verfahren wie Röntgen, Ultraschall und die Computertomografie (CT) geben ebenfalls Hinweise darauf, welche Organe betroffen sind.
Diagnostik bei bestimmten Infektionen
Cytomegalievirus (CMV): Bei einer akuten Infektion oder Reaktivierung ist meist die CMV-Virus-DNA und das sogenannte pp65-Antigen im Blut erhöht. Manchmal sind je nach vermutetem Infektionsort Biopsien aus der Darmschleimhaut, eine bronchio-alveoläre Lavage (BAL) (Spülung der unteren Atemwege) oder eine Lumbalpunktion (zur Entnahme von Liquor) notwendig, um das Virus nachzuweisen.
Pneumocystis-jirovecii-Pneumonie (PCP): In der Computertomografie ist häufig zu erkennen, welche Lungenbereiche von der Erkrankung betroffen sind. Aus diesen Arealen wird dann Flüssigkeit mittels BAL gezielt entnommen, um den Erreger mit Hilfe einer Spezialfärbung nachzuweisen.
BK-Viren (BKV): Im Urin findet man häufig virusinfizierte Zellen (sogenannte Decoy-Zellen). Um das Virus zu identifizieren, werden Blut- und Urinproben auf die BKV-DNA getestet. Dann folgt manchmal eine Biopsie des Nierentransplantats zum definitiven Nachweis der Virus-DNA im Transplantat.
Hepatitis-C-Virus (HCV): In Blutproben ist das Virus direkt nachweisbar (HCV-RNA). Etwa ein bis fünf Monate nach Erkrankungsbeginn werden Antikörper gegen das Virus gebildet, deren Menge sich ebenfalls im Blut bestimmen lässt. Außerdem kann die Konzentration von einigen in der Leber gebildeten Enzymen als Verlaufsmarker eines Infektionsgeschehens im Blut erhöht sein (Transaminasen, γ-GT und alkalische Phosphatase).
Quellen
Fishman JA: Infection in solid-organ transplant recipients. N Engl J Med 2007; 357: 2601-14.
Hirsch HH, Randhawa P; AST Infectious Diseases Community of Practice: BK Polyomavirus in Solid Organ Transplantation. Am J Transplant 2013; 13: 179-188.
Herold G: Innere Medizin, 2013.