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Beispiel für ein Patienten-Protokoll nach Nierentransplantation
In den Monaten nach der Transplantation können Menschen mit einem neuen Organ selbst viel zum langfristigen Gelingen des Eingriffs beitragen. Dazu gehört, genau auf seinen Körper und eventuell auftretende Veränderungen zu achten. So können Komplikationen nach einer Transplantation (z. B. eine Abstoßung) frühzeitig erkannt werden.
Transplantierte müssen in den ersten Monaten nach der Transplantation ein Patienten-Protokoll führen. In dieses Protokoll sollten sie einmal täglich (am besten morgens) den Blutdruck, den Puls, die Körpertemperatur und das Körpergewicht eintragen.
Noch während des Aufenthalts im Krankenhaus oder in der Reha-Klinik werden Transplantierte von den Pflegekräften und Ärzten darin geschult, diese Werte zu messen und ein Patienten-Protokoll zu führen.
Fieber und Müdigkeit können Anzeichen für eine Abstoßung oder für eine Infektion sein. Die Ärzte des Transplantationszentrums werden versuchen, die Ursache herauszufinden und entsprechend zu behandeln. Nach Nieren- oder Herztransplantation kann eine Abstoßung außerdem zu Wassereinlagerungen führen. Je nach transplantiertem Organ gibt es weitere typische Beschwerden bei einer Abstoßung. Diese werden im Bereich „Organe“ beschrieben.
Symptome einer Abstoßung nach Nierentransplantation
Symptome einer Abstoßung nach Herztransplantation
In den ersten Monaten nach der Transplantation ist es außerdem wichtig, die Haut, die Schleimhaut und die Operationswunde genau zu beobachten, um Infektionen frühzeitig zu erkennen. Dabei sind folgende Bereiche besonders in Augenschein zu nehmen:
- Mundhöhle: Zunge, Schleimhäute und Gaumen; besonders auf Schwellungen, gerötete Stellen, Blasenbildung oder Beschwerden beim Schlucken achten
- Wunde: Auf Feuchtigkeitsbildung und gerötete Stellen im Operationsbereich Acht geben
Bei Auffälligkeiten sollte man sofort Kontakt mit dem Transplantationszentrum aufnehmen.
Medikamente nach Plan einnehmen
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Hier wurden soeben die Medikamente für einen Tag gestellt.
Ohne die Einnahme von Immunsuppressiva und anderen Medikamenten wäre ein Leben mit einem transplantierten Organ nicht möglich. Es ist sehr wichtig, die Medikamente genau nach einem Medikamenten-Plan einzunehmen. Dieser Medikamenten-Plan wird vom Transplantationszentrum erstellt. Bevor sie aus dem Krankenhaus oder der Rehaklinik entlassen werden, lernen Transplantierte, wie sie ihre tägliche Medikamenten-Dosis nach Plan selbst zusammenstellen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch vom „Stellen der Medikamente".
Vorbereitung
- Vor dem Stellen sollten alle Medikamenten-Packungen und ggf. einzelne Tabletten aus der Aufbewahrungs-Box genommen und links auf den Tisch gelegt werden.
- In die Mitte des Tischs kommen die Medikamenten-Schachtel, in die die Tagesdosis der Medikamente einsortiert wird, und der Medikamenten-Plan.
- Die leere Aufbewahrungs-Box wird auf der rechten Seite platziert.
Nachdem alles wie beschrieben auf dem Tisch verteilt ist, beginnt man, die verordneten Tagesdosen der einzelnen Medikamente in die Medikamenten-Schachtel einzusortieren:
- Der Medikamenten-Plan wird von oben nach unten durchgegangen. Dabei sollte besonders die angegebene Dosis beachtet werden.
- Die Tabletten oder Kapseln sollten nicht direkt ausgedrückt, sondern zuvor mit einer Schere ausgeschnitten werden. Dadurch fällt eine spätere Kontrolle der gestellten Medikamente leichter.
- Bereits gestellte Medikamente werden wieder in die rechts stehende, leere Aufbewahrungsbox gelegt.
Nun sollten die gestellten Medikamente nochmals mithilfe des Plans und der ausgeschnittenen Verpackungen kontrolliert werden. Wichtig: Man sollte Stress, Unterbrechungen und Zeitmangel während des Stellens vermeiden, damit es nicht zu Dosierungsfehlern kommt.
Körperpflege und Hygiene
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Da die Körperabwehr durch die Immunsuppression geschwächt ist, sind Transplantierte besonders in den Monaten nach der Transplantation anfälliger für Infektionen. Um Infektionen vorzubeugen, werden einige >>Medikamente eingenommen. Zusätzlich ist es wichtig, auf eine gründliche Körperpflege und Hygiene zu achten.
Um Entzündungen im Bereich der Mundhöhle vorzubeugen, empfiehlt sich eine äußerst sorgfältige Mundpflege. Transplantierte sollten sich mindestens drei bis vier Mal am Tag die Zähne putzen und auch Zunge und Schleimhaut reinigen. Die optimale Dauer für die Mundpflege liegt bei vier bis fünf Minuten. In den ersten Monaten nach einer Transplantation kommen zusätzlich entzündungshemmende und einem Pilzbefall vorbeugende Mundspülungen zum Einsatz.
Um die Zahnbürste so keimfrei wie möglich zu halten, sollte sie nach dem Putzen gut gereinigt und mit dem Bürstenkopf nach oben gelagert werden. Von Mundduschen ist eher abzuraten. Sie lassen sich schlecht säubern und bieten Bakterien eine gute Umgebung.
Auch eine gewissenhafte Haut- und Nagelpflege dient der Vorbeugung von Infektionen. Es empfiehlt sich, zur Hautreinigung und Hautpflege pH-neutrale Produkte zu verwenden und sich nach dem Waschen einzucremen. So bleibt die Elastizität der Haut erhalten. Duschen ist in den ersten Monaten besser als Baden. Wenn die Haut zu sehr aufweicht, können Keime leichter eindringen. Männer beugen bakteriellen Infektionen und Pickeln zudem dadurch vor, dass sie sich täglich rasieren.
Verletzungen während der Nagelpflege können durch die Beachtung einiger Tipps vermieden werden:
- Die Nagelhaut nicht mitschneiden
- Nur spezielle Nagelscheren oder -zangen verwenden und Nägel anschließend feilen
- Fußnägel gerade abschneiden, um einem Einwachsen vorzubeugen
- Nägel nach der Pflege abtrocknen und eincremen
Kontakt zum Transplantationszentrum
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In den ersten Monaten ist das Transplantationszentrum der wichtigste Ansprechpartner für gesundheitliche Fragen. Andere Ärzte (z. B. niedergelassene Fachärzte, Hausärzte) werden gebeten, sich mit dem Transplantationszentrum abzustimmen.
Während der ersten Monate nach einer Transplantation sind regelmäßige Routine-Untersuchungen und Kontrollen durch das zuständige Transplantationszentrum notwendig. Die Häufigkeit dieser Nachsorge-Termine hängt von mehreren Faktoren ab, z. B. vom transplantierten Organ, dem Verlauf nach der Operation und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Transplantierten. Es ist sehr wichtig, die Nachsorge-Termine einzuhalten.
In der Regel stellen sich Transplantierte zunächst häufig (z. B. wöchentlich oder alle zwei Wochen) beim Transplantationszentrum vor. Mit der Zeit werden die Abstände zwischen den Untersuchungen größer.
Falls gesundheitliche Beschwerden auftreten, sollte man unverzüglich Kontakt mit dem Transplantationszentrum aufnehmen. Die Ärzte des Transplantationszentrums können dann die genauen Ursachen der Probleme abklären und die nötigen Maßnahmen einleiten oder Entwarnung geben.
Alle von anderen Ärzten verschriebenen Medikamente müssen mit dem Transplantationszentrum abgestimmt werden. Nur so lassen sich unerwünschte Wechselwirkungen einzelner Präparate verhindern.
Nach einigen Monaten übernimmt ein niedergelassener Facharzt die medizinische Betreuung. Der Transplantierte muss sich dann nur noch ein bis zwei Mal pro Jahr im Transplantationszentrum vorstellen.
Sport und Bewegung
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Um nach einer Organtransplantation wieder aktiv am täglichen Leben teilnehmen zu können, ist körperliche Fitness sehr wichtig. Viele Organempfänger waren vor der Transplantation körperlich nicht in der Lage, ausreichend Sport zu treiben. Oft sind sie durch den Bewegungsmangel zusätzlich geschwächt. Deshalb ist es sinnvoll, nach der Transplantation mit einem körperlichen Training zu beginnen. Sport und Bewegung helfen außerdem, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselstörungen zu vermindern und Nebenwirkungen der immunsuppressiven Behandlung vorzubeugen oder abzuschwächen.
Die Entscheidung, welche Art von sportlicher Aktivität am besten geeignet ist, sollte gemeinsam mit den Ärzten des Transplantationszentrums oder dem betreuenden niedergelassenen Facharzt getroffen werden. Grundsätzlich werden die Bewegungsübungen an die individuelle Leistungsfähigkeit des Transplantierten angepasst. In kleinen Schritten sollen nicht nur Fitness, sondern auch die Freude an körperlicher Bewegung wiedererlangt werden.
Ein kombiniertes Kraft-Ausdauer-Training ist für Transplantierte optimal. Sanftes Training auf dem Fahrradergometer kräftigt und fördert die Ausdauer. Durch die Kontrolle von Blutdruck und Puls werden Leistungssteigerungen leicht messbar.
Aber auch Spaziergänge und Wanderungen eignen sich, um die Ausdauer zu trainieren. Wer sich fit genug fühlt, kann schließlich mit Einverständnis des Arztes auch mit moderatem Lauftraining, Nordic Walking oder Gymnastik beginnen. Grundsätzlich ist es ratsam, stets mit gemäßigter Intensität zu trainieren, um seinen Körper nicht zu überfordern. Solange während des Trainings eine Unterhaltung möglich ist, ist eine Überanstrengung praktisch ausgeschlossen.
In unserem Infomaterial finden Sie eine Broschüre über Bewegung und Sport nach der Transplantation.
Austausch mit anderen Transplantierten
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Menschen, denen ein Organ transplantiert wurde, befinden sich in einer sehr speziellen Situation - sowohl gesundheitlich als auch emotional. Durch das neue Organ wurde ihnen auch ein „neues Leben" geschenkt. In den ersten Monaten nach der Transplantation gilt es, sich an die neue Situation mit ihren Möglichkeiten und Einschränkungen zu gewöhnen. Außerdem müssen Transplantierte lernen, Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen.
Oft ist es hilfreich, sich mit anderen Menschen auszutauschen, die ähnliche Erfahrungen machen oder gemacht haben. Über regionale Selbsthilfegruppen oder überregionale Betroffenenverbände kommt man mit anderen Transplantierten in Kontakt.
Verbände und Selbsthilfegruppen bieten eine Vielzahl von Hilfestellungen für Transplantierte, Menschen auf der Warteliste und Angehörige an. Dazu gehören z. B.:
- Vermittlung von erfahrenen Gesprächspartnern
- Beratung von Patienten und deren Angehörigen in allen Etappen einer Transplantation
- Sozialrechtliche Beratung
- Informationsmaterial zum Thema Transplantation
- Gemeinsame Aktivitäten
Von diesen und vielen weiteren Angeboten der Selbsthilfegruppen und Verbände können Transplantierte profitieren. Der Austausch mit anderen Transplantierten stärkt die Zuversicht und gibt Sicherheit für das Leben mit dem neuen Organ.
In unserem Service-Bereich finden Sie Adressen von Selbsthilfegruppen und Verbänden.
Quellen
Informationsbroschüre der Nephrologischen Klinik Erlangen für transplantierte Patienten und deren Angehörige (2009).