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Normal leben – was heißt das eigentlich? Sich den Dingen widmen zu können, die für das eigene Leben wichtig sind: zum Beispiel soziale Kontakte wahrzunehmen, ohne durch den eigenen Körper daran gehindert zu werden. Und eigene Wünsche und Ziele zu entwickeln und darauf hinzuarbeiten, sie zu verwirklichen – ob beruflich oder privat1.

Nach der Transplantation können Betroffene das Leben weitestgehend normal genießen
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Betroffene erfahren in der Zeit nach der Transplantation oft eine höhere Lebensqualität als in der Zeit davor. Das belegen wissenschaftliche Studien, die die empfundene Lebenszufriedenheit von Organempfängern vor und nach einer Transplantation miteinander vergleichen2. Sie zeigen unter anderem eine Steigerung der Lebensqualität in folgenden Bereichen:

  • Körperliche Gesundheit
  • Psychisches Wohlbefinden
  • Mentale Leistungsfähigkeit
  • Soziales Leben
  • Lebenszufriedenheit insgesamt

Ob Wiedereinstieg in den Beruf, Freizeitgestaltung, Reisen, normale Ernährung oder Partnerschaft: Alles ist nach der Transplantation möglich – allerdings unter besonderen Voraussetzungen.

Berufsleben nach der Transplantation

Wann ein Transplantierter nach der Operation wieder in den Beruf einsteigen kann, lässt sich nicht pauschal beantworten. Wenn der gesundheitliche Zustand nach einigen Monaten stabil ist, steht einer Rückkehr in den Beruf nichts mehr im Wege.

Organempfänger unterliegen hinsichtlich ihrer beruflichen Ziele nur wenigen Einschränkungen. Sie haben grundsätzlich viele Möglichkeiten, sich in ihrem Job zu verwirklichen. Folgende Situationen sollten sie – im Beruf sowie in der Freizeit – allerdings meiden:

  • Schwere körperliche Arbeit, vor allem schweres Heben
  • Umgang mit Lösungsmitteln (Leberbelastung)
  • Unregelmäßige Arbeitszeiten und unregelmäßiger Schlafrhythmus, wie zum Beispiel Schichtdienst (Gefahr unregelmäßiger Medikamenteneinnahme)
  • Temperaturschwankungen und erhöhte Luftfeuchtigkeit (Infektionsgefahr)
  • Arbeit mit kleinen Kindern (erhöhtes Risiko von Infektionserkrankungen)
  • Abbrucharbeiten mit hoher und unkalkulierbarer Staubbelastung (Infektionsgefahr)
  • Arbeiten mit Kompostieranlagen / Müllsortieranlagen (Infektionsgefahr)

Wenn eine oder mehrere dieser Situationen im Berufsalltag häufiger vorkommen, sollten Transplantierte in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt und dem Arbeitgeber überlegen, ob und wie diese umgangen werden können.

Keimarme Ernährung nach der Transplantation

Nach einer Transplantation ist in der Regel eine normale Ernährung mit einigen wenigen Einschränkungen möglich. Wie für alle Menschen ist auch für Transplantierte ein möglichst gesunder und ausgewogener Speiseplan sinnvoll.

Besonders in den ersten Monaten nach der Transplantation ist es ratsam, einige Hinweise zur Ernährung zu beachten:

Wegen der hohen Dosis der immunsuppressiven Medikamente ist das Abwehrsystem noch nicht in der Lage, sich ausreichend gegen Keime zu wehren. Um Infektionen zu vermeiden, wird für diese Zeit eine sogenannte keimarme Kost empfohlen. Eine keimarme Ernährung bezieht sich sowohl auf die Auswahl als auch auf die Zubereitung der Speisen. Rohes Fleisch, roher Fisch (Sushi, Matjes), rohe Eier und Rohmilchprodukte können bedenkliche Mengen an Keimen enthalten. Deshalb ist es empfehlenswert, derartige Nahrungsmittel vor dem Verzehr durchzugaren.

Wer Lust auf rohes Obst und Gemüse hat, sollte es unbedingt gründlich waschen. Es ist empfehlenswert, schälbaren Früchten den Vorzug zu geben – mit einer Einschränkung:

Eine Pfanne mit gebratenem Gemüse: Nach der Transplantation sollte Patienten auf die Zubereitung ihrer Speisen achten
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Grapefruits und Grapefruitsaft können den Medikamentenspiegel einiger Immunsuppressiva (zum Beispiel Cyclosporion A, Tacolimus) im Blut erhöhen. Sie gehören daher nicht auf den Speiseplan!

Besondere Vorsicht ist auch bei Nüssen geboten. Nicht selten sind sie mit Schimmelpilzen belastet.

Bei der Wahl der Getränke gilt: je frischer, desto besser. In Gaststätten sollten Organempfänger Getränke ohne Eiswürfel bevorzugen. Wer wenig oder gar keinen Alkohol trinkt, ist generell gut beraten. Denn die Leber transplantierter Menschen hat bereits mit dem Abbau von Medikamenten viel zu tun. Ganz auf Alkohol verzichten sollten Betroffene, deren Leber wegen einer alkoholbedingten Leberzirrhose transplantiert wurde.

In unserem Servicebereich findet sich die Broschüre „Meine Transplantation von A bis Z“ zum Download. Sie enthält ein ausführliches Kapitel zur Ernährung nach einer Transplantation.

Sexualität und Schwangerschaft

Ein erfülltes Liebesleben ist sowohl für die persönliche Lebenszufriedenheit als auch innerhalb partnerschaftlicher Beziehungen wichtig. Gut, dass transplantierte Menschen in dieser Hinsicht keine Einschränkungen hinnehmen müssen. Im Gegenteil: Eine Transplantation verhilft vielen Organempfängern wieder zu einem normalen Sexualleben. Denn vor der Transplantation führte der dauerhaft schlechte Gesundheitszustand häufig zu Problemen im Liebesleben.

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Das gilt vor allem für nierentransplantierte Menschen (aber zum Teil auch für Empfänger anderer Transplantate). Männer mit einer fortgeschrittenen Schädigung der Nieren können häufiger unter Potenzproblemen leiden. Nach einer Transplantation erlangen sie in vielen Fällen sowohl ihre Potenz als auch ihre Zeugungskraft zurück. Frauen haben im Vorfeld der Transplantation oft einen unregelmäßigen oder ausbleibenden Zyklus. Nach der Nierentransplantation wird der Zyklus meist wieder normal. Daher sollten sie auf eine verlässliche Verhütung achten, um ungewollte Schwangerschaften zu vermeiden.

Auch auf eigene Kinder müssen transplantierte Menschen nicht unbedingt verzichten. Frauen sollten die Risiken einer Schwangerschaft jedoch mit einem spezialisierten Gynäkologen und dem zuständigen Transplantationszentrum besprechen.

Auch Männer sollten vor einer geplanten Vaterschaft Kontakt zum behandelnden Arzt am Transplantationszentrum aufnehmen. Bei beiden Geschlechtern kann es notwendig sein, die immunsuppressive Medikation vorübergehend umzustellen.

Zu den normalen Risiken einer Schwangerschaft kommen bei Frauen mit einem Organtransplantat folgende hinzu:

  • Höhere Infektionsgefahr durch die Immunsuppression
  • Erhöhtes Risiko einer Frühgeburt
  • Gesteigertes Risiko einer Fehlbildung des Kindes durch die Immunsuppressiva
  • Risiko einer Abstoßungsreaktion
  • Erhöhtes Risiko für Präeklampsie (eine sogenannte Schwangerschaftsvergiftung, die unter anderem mit erhöhtem Blutdruck und einer Nierenfunktionsstörung einhergeht)

Innerhalb des ersten Jahres nach der Transplantation sollte eine Schwangerschaft aus folgenden Gründen grundsätzlich vermieden werden:

  • In den ersten Monaten nach der Organtransplantation erhöht die sehr starke Immunsuppression das Missbildungsrisiko des Kindes deutlich.
  • Voraussetzung für eine risikoarme Schwangerschaft ist eine stabile Transplantatfunktion, die sich erst nach einem Jahr bemessen lässt.

Wenn im weiteren Verlauf eine Schwangerschaft geplant ist, kann es notwendig sein, dass die Ärzte des Transplantationszentrums die immunsuppressive Medikation individuell umstellen. Deshalb ist es grundsätzlich wichtig, eine Schwangerschaft und auch eine Vaterschaft im Vorfeld mit dem behandelnden Arzt ausführlich zu besprechen.

Reisen nach der Transplantation

Etwa ein Jahr nach einer Transplantation hat sich der Gesundheitszustand in der Regel so gut stabilisiert, dass auch ausgedehnte Reisen zu weiter entfernten Zielen möglich sind. Es gibt in dieser Hinsicht keine Einschränkungen für Transplantierte. Allgemein empfehlenswert für einen Urlaub sind Länder, in denen ebenfalls Transplantationen des eingesetzten Organs durchgeführt werden. Treten Abstoßungsreaktionen oder sonstige Komplikationen auf, sind notfalls erfahrene Transplantationsmediziner in Reichweite. Sie können schnell die erforderlichen Schritte einleiten. Zudem sollte im Reiseland im besten Fall ein gemäßigtes Klima und ein hoher hygienischer Standard herrschen.

Im Vorfeld der Reise ist es sinnvoll, versicherungsrechtliche Fragen hinsichtlich der Auslandskrankenversicherung zu klären, damit bei Problemen alle notwendigen medizinischen Leistungen abgedeckt sind. Eventuell notwendige Impfungen sollten frühzeitig (spätestens sechs Wochen vor Reiseantritt) und in Absprache mit dem zuständigen Arzt des Transplantationszentrums durchgeführt werden.

Sehr wichtig ist es, sich einen ausreichenden Medikamentenvorrat sowie Notfallmedikamente (zum Beispiel Antibiotika) für die Reise zu besorgen und einen aktuellen Arztbrief mitzunehmen. Dieser sollte bei Auslandsreisen möglichst englischsprachig sein.

Medikamente verteilen Transplantierte am besten auf Koffer und Handgepäck, sodass sie beim Verlust eines Gepäckstücks noch ausreichend Medikamente haben, bis sie sich neue beschaffen können.

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Außerdem sollte der Vorrat länger reichen, als die Reise geplant ist, damit es bei Verzögerungen mit der Rückreise nicht zu Engpässen kommt.

Weiterführende Informationen zu diesem Thema finden Sie in der Broschüre „Reise und Transplantation“.

Impfungen nach der Transplantation

Je nachdem, gegen welche Erkrankung eine Impfung erfolgt, setzen Ärzte entweder Lebendimpfstoffe oder Totimpfstoffe ein. Bei den Lebendimpfstoffen werden noch lebende, aber stark abgeschwächte Viren gespritzt. Totimpfstoffe bestehen aus bereits abgetöteten Viren. Beide Arten der Impfung lösen eine schützende Reaktion des Immunsystems aus.

Für Transplantierte gelten beim Impfen einige Besonderheiten:

Ein normal arbeitendes Immunsystem kann die abgeschwächten Viren eines Lebendimpfstoffs abwehren, was eine Immunisierung gegen den Erreger bewirkt. Bei Menschen, die Immunsuppressiva einnehmen, ist das nicht mehr möglich: Es besteht die Gefahr, dass das Immunsystem nicht stark genug ist, um die gespritzten Viren zu bekämpfen. Daher werden Impfungen mit Lebendimpfstoffen bei Transplantierten nicht eingesetzt.

Impfungen mit Totimpfstoffen sind hingegen auch bei transplantierten Menschen möglich. Da das Immunsystem jedoch in der Frühphase nach einer Organverpflanzung noch keine ausreichende Immunantwort geben kann, sind Impfungen im ersten Jahr nach der Transplantation nicht sinnvoll. Aus diesen Gründen empfehlen Mediziner, so viele Impfungen wie möglich schon vor einer Organtransplantation durchzuführen.

Gegen das Coronavirus kommen vor allem neuartige Impfstoffe zum Einsatz (Ausnahme: der Totimpfstoff Novavax). Diese mRNA- und Vektorimpfstoffe zählen weder zu den Tot- noch zu den Lebendimpfstoffen, sondern bilden den Bauplan der Viren nach und wirken so gegen das Virus.3 Sie können auch bei Transplantierten eingesetzt werden. Durch die geringere Impfantwort bei diesen Patienten infolge der Behandlung mit Immunsuppressiva ist die Gefahr eines Impfdurchbruchs erhöht.4

Generell müssen alle Impfungen mit dem Transplantationszentrum abgesprochen werden. Zudem muss der impfende Arzt wissen, dass der Patient Immunsuppressiva einnimmt, da in diesem Fall zum Teil eine häufigere Wiederholung der Impfung als üblich erforderlich ist, bis ein ausreichender Impfschutz erreicht wird.

Gartenarbeit, Haustiere und Abfall

Blumenerde und insbesondere Kompost enthalten eine Vielzahl von Bakterien und Erregern, zum Beispiel Pilze. Deshalb sollten Transplantierte bei der Garten- und Pflanzenpflege einige Dinge beachten, um die Gefahr von Infektionen zu senken:

  • Umstieg auf Hydrokulturen oder Tongranulat im Innenbereich
  • Tragen von Schutzhandschuhen und eventuell Schutzmasken, insbesondere bei erhöhter Staubentwicklung

Zusätzlich ist bei der Gartenarbeit – wie bei jedem Aufenthalt im Freien – ein ausreichender Schutz vor der UV-Strahlung der Sonne wichtig.

Eine hohe Infektionsgefahr über die Atemwege geht auch von den gelben Säcken, beziehungsweise gelben Tonnen, aus, die zum Plastikrecycling genutzt werden. Da diese oft tagelang bei mitunter warmen Temperaturen herumstehen, ist hier eine ganz besondere Vorsicht angebracht.

Bei der Frage, ob transplantierte Menschen ein Haustier haben dürfen, gehen die Meinungen der Mediziner auseinander. Auch Tiere können ein Infektionsrisiko darstellen. Deshalb sollten Betroffene dieses Thema am besten mit dem behandelnden Arzt des Transplantationszentrums besprechen.

Weitere Schutzmaßnahmen

Um Infektionen zu vermeiden, empfehlen die behandelnden Ärzte Transplantierten, mit einer Kombination von Medikamenten gegen bestimmte Bakterien, Viren und Pilze vorzubeugen.

Infolge der lebenslangen Immunsuppression haben Transplantierte ein erhöhtes Risiko für Infektionen innerhalb der Mundhöhle, besonders Pilzinfektionen. Deshalb ist für sie eine gute Zahn- und Mundhygiene besonders wichtig.

 

Quellen

1. Phase III Rehabilitation nach Herztransplantation. Tegtbur U, Busse MW, Jung K, Markofsky A, Machold H, Brinkmeier U, Künsebeck HW, Haverich A, Pethig K.Tegtbur U, et al. Z Kardiol. 2003 Nov;92(11):908-15
2. Health-related quality of life in adult heart-transplant recipients-a systematic review. Tackmann E, Dettmer S.Tackmann E, et al. Herz. 2020 Aug;45(5):475-482
3. Impfstofftypen (Stand: 27.04.2022), Robert Koch-Institut, https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/COVID-Impfen/FAQ_Liste_Impfstofftypen.html#FAQId15000434
4. Information für Patienten nach Organtransplantation zur Impfung gegen COVID-19, Deutsche Transplantationsgesellschaft, https://www.d-t-g-online.de/images/2021.04.26_COVID_19-14_Info_Patienten.pdf

Sonstige Quellen:
Schlitt HJ: Lebensqualität nach Transplantation. Thieme Verlag 2006
Bechstein WO, Wullstein C et al.: Transplantation abdomineller Organe – was gibt es Neues? Unimed Verlag, Bremen 2005
Krukemeyer MG, Lison AE: Transplantationsmedizin. De Gruyter Verlag, Berlin 2006
Medizinischer Beirat von „Transplantation verstehen“
Brauer RB, Stangl M, Heemann U: Eine neue Niere ist wie ein neues Leben. Pabst Science Publishers Verlag, Lengerich 2006