Sie scheinen eine veraltete Version der Internet Explorers zu verwenden, die von dieser Webseite nicht unterstützt wird. Bitte nutzen Sie einen Browser wie zum Beispiel Microsoft Edge, Chrome, Firefox oder Safari in einer aktuellen Version.

Nierentransplantationen verhelfen vielen schwer nierenkranken Menschen zu einem Leben ohne Dialyse. Wenn eine Transplantation vom Nierenkranken gewünscht wird und keine sonstigen gesundheitlichen Probleme dagegensprechen, ist eine Nierentransplantation die bevorzugte Therapie einer chronischen Niereninsuffizienz. Trotz der positiven Bilanz dieser Therapiemöglichkeit können Probleme nach der Nierentransplantation auftreten:

Komplikationen direkt nach der Nierentransplantation

Gelegentlich nimmt die neue Niere nach einer Transplantation nicht sofort ihre Arbeit auf („primäre Nichtfunktion“). Dieses Problem kommt bei rund 25 Prozent der Patienten nach einer postmortalen Spende vor. Bei Nieren-Lebendspenden tritt es bei etwa fünf Prozent der Patienten auf. Die primäre Nichtfunktion ist meist vorübergehend, beziehungsweise behandelbar.

Um nach der Nierentransplantation Störungen der Nierenfunktion zu erkennen, überwachen Ärzte die Urinausscheidung des Patienten sowie weitere Parameter, etwa den Serum-Kreatininwert und die GFR (glomeruläre Filtrationsrate).

Das Bild zeigt einen Arzt, der seinem Patienten etwas erklärt
iStock-1140150698_Yok_Piyapong

Die Gründe dafür, dass ein Transplantat unzureichend beziehungsweise gar nicht funktioniert, sind vielfältig. Das Organ kann beispielsweise durch eine zu lange Konservierungszeit oder die Einnahme nierenschädigender Medikamente geschädigt sein. Zudem können eine mangelhafte Durchblutung des neuen Organs, Abstoßungsreaktionen gegen das Transplantat und Infektionen dazu führen, dass die Funktionsfähigkeit der transplantierten Niere beeinträchtigt wird. Je nach Ursache treffen die Ärzte unterschiedliche Maßnahmen, um das Problem zu beheben.

Nicht immer kann die neue Niere dadurch gerettet werden. Im ersten Jahr nach einer Nierentransplantation kommt es bei etwa fünf Prozent der Patienten zu einem Transplantatversagen, das heißt, die neue Niere funktioniert nicht ausreichend. Dann wird wieder eine regelmäßige Dialysebehandlung notwendig.

Wie nach jeder Operation können in den ersten Tagen und Wochen auch Wundheilungsstörungen, Blutungen und Thrombosen auftreten. Diese kommen selten vor und sind behandelbar.

Komplikationen nach einer Nierentransplantation vorbeugen

Auch wenn die neue Niere zu arbeiten begonnen hat, ist es wichtig, regelmäßig die empfohlenen Kontrolluntersuchungen wahrzunehmen. Bei diesen Terminen kontrolliert der Arzt unter anderem, wie leistungsfähig die neue Niere ist. Zudem ist es wichtig, eine mögliche Abstoßungsreaktion früh zu erkennen und zu behandeln.

Transplantierte können auch selbst dazu beitragen, möglichst früh auffällige Veränderungen zu bemerken, indem sie aufmerksam ihren Körper beobachten. Häufige Symptome einer Abstoßung sind unter anderem:

  • Abgeschlagenheit, Müdigkeit
  • verringerte Urinausscheidung
  • Ödeme (Wasseransammlungen im Körper)
  • Gewichtszunahme
  • erhöhter Blutdruck
  • Temperaturanstieg, Fieber
  • Schmerzen im Bereich der transplantierten Niere

Um wichtige Anzeichen einer Abstoßung zu bemerken, ist es sinnvoll, zumindest in den ersten Wochen und Monaten nach der Transplantation täglich die Körpertemperatur, die Flüssigkeitsbilanz (Flüssigkeitsaufnahme und Urinmenge), das Gewicht sowie den Blutdruck zu messen und zu dokumentieren. Treten Probleme auf, kann der Arzt aus diesen Aufzeichnungen wichtige Schlüsse ziehen.

Weitere Informationen zum Thema Abstoßungsreaktionen bietet der Artikel „Die ersten Wochen nach der Transplantation“. Mehr über Infektionen und ihre Vorbeugung finden Sie im Bereich „Infektionen“.  

Langfristige Gesundheitsrisiken und Probleme nach der Nierentransplantation

Die erste Phase nach der Transplantation ist nun überstanden, und die transplantierte Niere hat ihre Arbeit aufgenommen. Dennoch sind auch weiterhin regelmäßige Kontrolluntersuchungen notwendig, um die Funktion der neuen Niere zu überwachen und die eigene Gesundheit zu schützen. Denn die notwendigen Medikamente (etwa Immunsuppressiva) können unter anderem das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen Infektionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Zudem können, unter anderem, langfristig folgende Probleme und Erkrankungen nach einer Nierentransplantation auftreten:

Chronische Allograft-Nephropathie

Die Chronische Allograft-Nephropathie (CAN) ist eine Erkrankung des Nierentransplantats, in deren Verlauf die Nierenfunktion kontinuierlich abnimmt. Sie kann sich über Monate oder Jahre erstrecken und ist der häufigste Grund für ein Versagen des neuen Organs nach dem ersten Jahr. Zehn Jahre nach der Transplantation zeigen sich in Gewebeproben (Biopsien) bei über der Hälfte der Transplantierten Zeichen einer CAN.

Früher wurde die Erkrankung mit einer chronischen Transplantatabstoßung gleichgesetzt. Heute weiß man jedoch, dass viele unterschiedliche Ursachen an der Entstehung einer chronischen Allograft-Nephropathie beteiligt sein können – neben (früheren) Abstoßungsreaktionen gegen das Transplantat sind dies beispielsweise eine Unterversorgung der Niere mit Blut sowie die jahrelange Einnahme von Calcineurinhemmern (CNI). Diese Wirkstoffklasse der Immunsuppressiva kann die Niere schädigen. Um diese Nebenwirkung der Calcineurinhemmer zu behandeln, beziehungsweise ihr vorzubeugen, passen Ärzte die immunsuppressive Behandlung für jeden Transplantierten individuell an.

Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)

Einen nach einer Transplantation aufgetretenen Diabetes mellitus bezeichnet man als PTDM (Post-Transplant-Diabetes) oder NODAT (New-Onset-Diabetes after Transplantation). Ursachen für diese Form des Diabetes können zum Beispiel akute Abstoßungsreaktionen, Übergewicht, aber auch die Therapie mit Immunsuppressiva sein. Bei Auftreten dieser speziellen Form der Zuckerkrankheit können unterschiedliche Maßnahmen, etwa eine Anpassung der Medikamente, eine Umstellung der Ernährung und mehr Bewegung, ergriffen werden.

Virusinfektionen

Immunsuppressive Medikamente bewirken, dass das eigene Abwehrsystem das „fremde“, neue Organ nicht angreift und zerstört. Aus diesem Grund sind sie für den langfristigen Erfolg einer Nierentransplantation unverzichtbar. Gleichzeitig schwächen Immunsuppressiva jedoch die Abwehr des Körpers gegen Viren und Bakterien, wodurch Nierentransplantierte unter anderem anfälliger für Virusinfektionen sind.

Ein für die neue Niere sehr gefährlicher Erreger ist das Polyoma-BK-Virus. Es ist in der Bevölkerung sehr weit verbreitet, führt jedoch nur bei beeinträchtigtem Immunsystem zu Symptomen. Unter den Nierentransplantierten erkranken nur wenige an einer durch das Polyoma-BK-Virus ausgelösten Entzündung der Niere. Wenn es zu dieser Entzündung kommt, wird die Niere allerdings oft so stark geschädigt, dass es zu einem Nierenversagen kommt, das Transplantat also nicht mehr funktionsfähig ist.

Eine Möglichkeit, das Risiko einer Infektion zu senken, ist die optimale Einstellung der immunsuppressiven Therapie. Diese sollte dem Leitsatz „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“ folgen, um das Immunsystem nicht unnötig stark zu schwächen und gleichzeitig zuverlässig einer Abstoßung vorzubeugen. Um das Virus selbst zu bekämpfen, setzen Mediziner in manchen Fällen auf eine medikamentöse Antiviren-Therapie.

Welche Rolle die Ernährung für Komplikationen nach einer Nierentransplantation spielt

Hinsichtlich der Ernährung bedeutet die Nierentransplantation für die Betroffenen vor allem eine große Entlastung: Im Gegensatz zu chronisch Nierenkranken und Dialysepatienten müssen sie jetzt kaum noch Einschränkungen hinsichtlich der Ernährung beachten. Trotzdem spielt die Ernährung nach einer Nierentransplantation eine wichtige Rolle: Um Infektionen zu vermeiden, ist es besonders in den ersten Monaten nach einer Transplantation wichtig, sich keimarm zu ernähren. 

Grundlagen zur keimarmen Ernährung finden Sie im Artikel „Die ersten Monate“.
In unserem Service-Bereich finden Sie die Broschüre „Meine Transplantation von A bis Z“ zum Download. Sie enthält ein ausführliches Kapitel zur keimarmen Ernährung nach einer Transplantation.

Weitere Informationen zu Infektionen sowie ihrer Vorbeugung und Behandlung finden Sie in unserem Spezialthema Infektionen nach Organtransplantation.

Quellen

IQTIG: Nierentransplantation – Bundesauswertung zum Erfassungsjahr 2017. https://iqtig.org/downloads/auswertung/2017/ntx/QSKH_NTX_2017_BUAW_V02_2018-08-01.pdf (zuletzt besucht am 18.10.2024).
https://www.lmu-klinikum.de/transplantationszentrum-lmu/patienteninfos/organtransplantation/nierentransplantation/nach-der-op-einer-nierentransplantation/db77ee897ce2a0c4 (zuletzt besucht am 18.10.2024).
https://de.wikipedia.org/wiki/Chronische_Transplantatnephropathie (zuletzt besucht am 18.10.2024).
Shivaswamy,V et al.:-Transplant Diabetes Mellitus: Causes, Treatment, and Impact on Outcomes. Endocr Rev. 2016 Feb; 37(1): 37–61.
Bechstein WO, Wullstein C: Transplantation abdomineller Organe - Was gibt es Neues? 1. Auflage, UNI-MED Verlag, Bremen, 2005.
Moore J et al.: Predicting early renal allograft function using clinical variables. Nephrol Dial Transplant 2007; 22: 2669-77.
Nankivell BJ et al.: The natural history of chronic allograft nephropathy. N Engl J Med 2003; 349(24): 2326-33.
Herold G: Innere Medizin. Selbstverlag. Köln 2013.