Der Schutz vor Infektionen ist bereits vor der Transplantation wichtig: Potenzielle Empfänger sollten einen möglichst umfangreichen Impfschutz vorweisen können. In den ersten Monaten nach der Transplantation geht es weiter: Organempfänger erhalten zum Schutz vor Infektionen prophylaktisch (vorbeugend) bestimmte Medikamente. Zusätzlich können Transplantierte mit bestimmten Maßnahmen im Alltag Infektionen entgegenwirken. Detaillierte Informationen zu diesen drei Arten der Infektionsprophylaxe sind im Folgenden zusammengefasst.
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Das zuständige Transplantationszentrum entscheidet individuell, welche Medikamente ein Patient als Prophylaxe zum Schutz vor Infektionen einnehmen soll. Häufig empfehlen Mediziner eine Kombination mehrerer Substanzen, die gegen bestimmte Bakterien, Viren und Pilze wirksam sind. Vor bakteriellen Infektionen schützen Antibiotika. Gegen eine Infektion mit dem Cytomegalievirus (CMV) kommt ein Virostatikum zum Einsatz. Antibiotika und das Medikament gegen das CM-Virus werden in Tablettenform eingenommen.
Besonders häufig nach Nierentransplantation treten Harnwegsinfektionen auf. Hierfür hat sich eine Prophylaxe mit Cotrimoxazol (ein Antibiotikum) bewährt. Hierunter konnte auch die Häufigkeit von sogenannten „atypischen“ Pneumonien reduziert werden. Letztere werden oft durch Pneumozystis jiruvecii induziert.
Zahnpflege und Mundhygiene
Aufgrund der lebenslangen Immunsuppression haben Transplantierte ein erhöhtes Risiko für Infektionen innerhalb der Mundhöhle. Besonders häufig treten Pilzinfektionen mit Candida albicans auf, die auch als Soor bezeichnet werden. Die Mund- und Zahnhygiene ist als Prophylaxe zum Schutz vor Infektionen besonders wichtig, denn: Pilzinfektionen im Mundraum können sich auch im restlichen Körper ausbreiten und zu Komplikationen führen. Zu einer guten Zahn- und Mundhygiene gehören u.a.:
Putzen Sie Ihre Zähne zweimal täglich für mindestens zwei Minuten und reinigen Sie die Zahnzwischenräume jeden Tag mit Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürsten.
Säubern Sie Ihre Zunge regelmäßig mit einem Zungenreiniger.
Die Zähne mit fegenden und rüttelnden Bewegungen von Rot nach Weiß – also vom Zahnfleisch zum Zahn – reinigen.
Drücken Sie beim Zähneputzen nicht zu fest auf, um das Zahnfleisch und den Zahnhals nicht zu verletzen.
Wechseln Sie regelmäßig Ihre Zahnbürste oder den Kopf Ihrer elektrischen Bürste aus – idealerweise alle zwei Monate.
Ihre Zähne sind anfällig für Karies? Dann können Sie sie zusätzlich mit Fluoridgelee oder Mundspüllösungen fluoridieren. Lassen Sie sich hierzu aber vorher in Ihrer Zahnarztpraxis beraten.
Weitere Schutzmaßnahmen
Während des Krankenhausaufenthaltes nach der Transplantation lernen Transplantierte, wie sie mit sorgfältiger Körperpflege und Hygiene zur Infektionsprophylaxe beitragen können. Wieder zu Hause angekommen, sollten Transplantierte zum Schutz vor Infektionen einige Maßnahmen berücksichtigen. Das gilt zum Beispiel für die Arbeit im Garten wie auch im Umgang den Müllentsorgungstonnen. Bei Vermoderungsprozessen im Komposthaufen oder in Müll-, Biomüll- wie auch Recycling-Tonnen (oder Säcken) können Pilzkulturen wachsen, die bei Aufwirbelung eingeatmet werden und schwere Lungeninfektionen verursachen können. Auch in der Küche ist Hygiene von Bedeutung: Insbesondere in der ersten Zeit nach der Transplantation ist eine keimarme Ernährung wichtig, damit Erreger aus der Nahrung nicht zum Auslöser für Infektionen werden.
Wenn sich der Gesundheitszustand nach der Operation stabilisiert hat, können Transplantierte auch Reisen unternehmen – in der Regel nach etwa einem Jahr. Dabei sollten sie aber auf die Gesundheitsversorgung am Reiseziel, das Klima und einen ausreichenden Vorrat an Medikamenten achten.
Zur Infektionsprophylaxe gehört auch ein sorgsamer Umgang mit sozialen Kontakten. In den ersten Monaten nach dem Eingriff sollten Transplantierte zum Schutz vor Infektionen in größeren Menschenansammlungen sowie im Krankenhaus einen Mundschutz und Handschuhe tragen. Während der Grippesaison ist es ratsam, Orte mit vielen Menschen zu meiden, wie etwa Einkaufszentren und Kinos. Gleiches gilt für den direkten Kontakt zu Menschen, die erkältet sind, an der Grippe leiden oder einen Schnupfen haben.
Quellen
Dongari-Bagtzoglou A, Dwivedi P, Ioannidou E et al (2009). Oral Candida infection and colonization in solid organ transplant recipients. Oral Microbiol Immunol 24: 249-254.
Badiee P, Kordbacheh P, Alborzi A, Zeini F, Mirhendy H, Mahmoody M. Fungal infections in solid organ recipients. Exp Clin Transplant. 2005 Dec;3(2):385-9.
https://www.zahn.de/zahn/web.nsf/id/pa_mundhygiene_zu_hause_tipps.html (zuletzt besucht am 18.10.2023).
H. Guberina et al., Nephrologe. 2016; 11(6): 388–395.