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Anzahl der allogenen Blutstammzelltransplantationen in Deutschland
In Deutschland werden derzeit etwa 3000 allogene Blutstammzelltransplantationen pro Jahr durchgeführt. Das entspricht mehr als 300 Transplantationen pro 10 Millionen Einwohnern, was Deutschland im europäischen Vergleich einen Spitzenplatz verschafft. Der überwiegende Teil der Transplantationen ist eine Ersttransplantation, bei manchen Patienten wird nach einiger Zeit auch eine zweite Transplantation vorgenommen.
Die allogene Blutstammzelltransplantation kann bei Erkrankungen des blutbildenden und lymphatischen Systems durchgeführt werden, wenn also die Bildung oder Reifung von Blutzellen gestört ist. Am häufigsten wird sie derzeit bei Leukämien (Blutkrebs) und Lymphomen (Lymphdrüsenkrebs) vorgenommen.
Die allogene Blutstammzelltransplantation kommt jedoch in der Regel erst zum Einsatz, wenn andere Behandlungsversuche allein (z. B. Chemotherapie oder Bestrahlung) nicht ausreichen, um eine dauerhafte Krankheitskontrolle zu gewähren.
Was passiert, wenn die Bildung von Blutzellen gestört ist?
Die verschiedenen Arten von Blutzellen haben wichtige Aufgaben im menschlichen Körper:
- Rote Blutkörperchen (Erythrozyten) – Sauerstofftransport
- Weiße Blutkörperchen (Leukozyten) – Abwehr von körperfremden Organismen, z. B. Bakterien, Viren und Pilzen und „Aufräumen“ von totem Zellmaterial (z. B. bei Wunden)
Zu den Leukozyten gehören verschiedene Arten von Granulozyten und Lymphozyten sowie Makrophagen (Fresszellen). - Blutplättchen (Thrombozyten) – Verschließen von Verletzungen an Blutgefäßen, Einleitung der Blutgerinnung
Wenn sich, beispielsweise bei einer Leukämie, eine bestimmte Art der Leukozyten zu Krebszellen umbildet und sich stark vermehrt, nehmen diese Leukämiezellen immer mehr Platz im Knochenmark ein und verdrängen die anderen Zelltypen. Es werden dann von allen „normalen“ Zelltypen weniger Zellen gebildet und die Leukämiezellen selbst sind so sehr „entartet“, dass sie nicht mehr die Aufgaben der Leukozytenart erfüllen können, von der sie abstammen. Mögliche Folgen sind:
- Anämie („Blutarmut“), weil weniger Erythrozyten gebildet werden
- Infektneigung, weil weniger funktionsfähige Leukozyten gebildet werden
- Blutungsneigung, weil weniger Thrombozyten gebildet werden
Die Erkrankungen im Detail
Es gibt verschiedene Arten von Leukämien, bei denen eine allogene Blutstammzelltransplantation vorgenommen werden kann:
- AML (akute myeloische Leukämie)
- ALL (akute lymphatische Leukämie)
- CML (chronische myeloische Leukämie)
- CLL (chronische lymphatische Leukämie)
- MDS (myelodysplastische Syndrome)
- MPS (myeloproliferative Syndrome, zu denen auch die CML gehört)
Ausführliche Informationen zu Leukämien erhalten Sie auf der Website leben-mit-blutkrankheiten.de.
Unter den Lymphomen wird die allogene Blutstammzelltransplantation fast ausschließlich bei den so genannten Non-Hodgkin-Lymphomen eingesetzt.
Eine weitere Krebserkrankung, bei der eine allogene Blutstammzelltransplantation infrage kommt, ist das Multiple Myelom (Plasmozytom).
Auch bei einigen seltenen Erkrankungen des blutbildenden Systems, die keine Krebserkrankungen sind, kann die Transplantation sinnvoll sein. Hierzu gehören z. B. die erworbene Knochenmarksaplasie (Aplastische Anämie) oder Störungen der Bildung von Immunzellen (Immundefekte).
Quellen
Deutsches Register für Stammzelltransplantationen: Jahresbericht 2014. https://www.zkrd.de/wp-content/uploads/2020/10/ZKRD_Jahresbericht_2014.pdf (zuletzt besucht am 18.10.2024).
Passweg JR, Baldomero H et al.: Hematopoietic SCT in Europe 2013. Bone Marrow Transplant 2015; 50(4): 476—482.