Erkrankt ein Transplantierter an einer Infektion, werden die behandelnden Ärzte die Dosis der Immunsuppressiva soweit wie möglich verringern. Diese Medikamente unterdrücken nach einer Transplantation die körpereigene Abwehr, um eine Abstoßung des neuen Organs zu verhindern. Durch die Reduzierung der Immunsuppressiva kann die körpereigene Abwehr besser gegen die Infektion ankämpfen und die Behandlung unterstützen. Man sollte jedoch nicht eigenmächtig weniger Immunsuppressiva nehmen oder sie sogar völlig weglassen, weil es sonst zu einer Abstoßungsreaktion kommen kann. Die Dosis der Immunsuppressiva muss bei jedem Patienten in Absprache mit dem Arzt individuell ausbalanciert und angepasst werden.
Weitere Informationen zur Dosisfindung finden Sie im Artikel „Worauf man achten muss“.
iStock-1055560846_PIKSEL
Ist der auslösende Krankheitserreger gefunden, kann die Behandlung der Infektion meist gezielt mit bestimmten Medikamenten erfolgen. Diese werden oft intravenös (etwa als Infusionen) verabreicht, um schneller eine hohe Konzentration des Wirkstoffs im Körper zu erzielen. Im Folgenden wird die Behandlung einiger Infektionen erläutert, die bei immunsupprimierten Patienten nach einer Transplantation auftreten können.
Infektion mit dem Cytomegalievirus (CMV)
Eine CMV-Infektion wird mit einem Virostatikum behandelt. Hierfür kommen Infusionen, die den Wirkstoff Ganciclovir enthalten, oder Tabletten mit dem Wirkstoff Valganciclovir in Frage. Bei schwerer Erkrankung erhalten die Patienten manchmal zusätzlich eine Infusion mit Antikörpern (CMV-Hyperimmunglobulin), die spezifisch das CM-Virus bekämpfen.
Lungenentzündung (Pneumonie) durch Pneumocystis-jirovecii
Die Pneumocystis-jirovecii-Pneumonie (PCP) wird über mehrere Wochen mit einem Antibiotikum behandelt, meist mit der Wirkstoffkombination Cotrimoxazol. Eine Besserung des Gesundheitszustands ist oft erst nach fünf bis sieben Tagen bemerkbar, in den ersten zwei bis drei Tagen kann es den Erkrankten sogar schlechter gehen. Während der Behandlung der Infektion sollten die Betroffenen viel trinken, da die Nieren in dieser Zeit stärker belastet sind.
Reaktivierung des BK-Virus
Leider gibt es bisher kein Medikament, das bei der Mehrzahl der Patienten sicher die BK-Viren bekämpfen kann. In manchen Fällen ist die Behandlung der Infektion mit verschiedenen Virostatika erfolgreich. Zusätzlich kann die Immunsuppression angepasst werden, beispielsweise ist eine Reduktion der Gesamt-Immunsuppression bei gleichzeitiger Kombination mit mTOR-Hemmern möglich.
Leberentzündung durch das Hepatitis-C-Virus (HCV)
Bei einer Infektion mit dem HCV wird versucht, die Dosis der Kortison-Präparate (Teil der immunsuppressiven Behandlung) zu reduzieren, damit das Immunsystem die Vermehrung des Virus besser eindämmen kann.
Da es seit einigen Jahren neuartige Medikamente, genannt „Direct acting antivirals (DAAs) gibt, ist die Hepatitis C praktisch immer heilbar. DAAs greifen das Hepatitis C-Virus direkt an und verhindern seine Vervielfältigung. In aller Regel wird versucht, betroffene Patienten vor einer Transplantation zu behandeln. Letztlich zeigt diese Therapie jedoch auch nach der Transplantation unter der kontinuierlichen Immunsuppression eine fast vollständige Effektivität.
Quellen
Fishman JA: Infection in solid-organ transplant recipients. N Engl J Med 2007; 357: 2601-14.
Bansal L et al.: Polyomavirus-associated Nephropathy Presenting Late After Transplantation: Treatment and Management.
Hirsch HH, Randhawa P; AST Infectious Diseases Community of Practice: BK Polyomavirus in Solid Organ Transplantation. Am J Transplant 2013; 13: 179-188.
McGlynn EA, Adams JL, Kramer J, et al. Assessing the Safety of Direct-Acting Antiviral Agents for Hepatitis C. JAMA Netw Open 2019; 2:e194765.