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Transplantation verstehen Vorbereitung allogene PBSZT
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Vor der allogenen Blutstammzelltransplantation müssen eine Reihe von Untersuchungen durchgeführt werden. Sie dienen dazu, das Risiko der Behandlung einzuschätzen und gegebenenfalls noch zu verringern.

Aus den Vorerkrankungen und den aktuellen Untersuchungsergebnissen wird in der Regel der sogenannte „Komorbiditätsindex" (Sorror-Score) berechnet, der eine Einschätzung des Risikos, an der Transplantation zu versterben, liefert. Bei erhöhtem Risiko muss dieses zusammen mit der Prognose der bösartigen Grundkrankheit ohne Transplantation abgewogen werden.

Die Untersuchungsergebnisse lassen darauf schließen,

  • ob die Organe des Körpers normal funktionieren und
  • ob sich Infektionsherde im Körper befinden.

Dies ist notwendig, weil die Behandlung für den Körper eine erhebliche Belastung darstellt: Vor der allogenen Blutstammzelltransplantation wird eine hochdosierte Chemo- und/oder Strahlentherapie („Konditionierung“) durchgeführt - zum einen, um Abstoßungsreaktionen nach der Transplantation vorzubeugen, zum anderen, um die Krebszellen intensiv zu bekämpfen. Zu den Nebenwirkungen dieser Konditionierungstherapie gehören mögliche Organschädigungen und eine hohe Infektanfälligkeit in den ersten Wochen nach der Therapie. Daher gilt:

  • Falls Organe schon stark vorgeschädigt sind, kann es sein, dass die Dosis der Chemo- und/oder Strahlentherapie reduziert werden muss oder eine Transplantation nicht infrage kommt.
  • Infektionsherde (z. B. Wurzelspitzenprozesse an den Zähnen) müssen schon vor der Konditionierung/Transplantation beseitigt werden, damit sie nach der Transplantation nicht Keime in den ganzen Körper streuen.

Zu den vorbereitenden Untersuchungen gehören:

  • Zahnärztliche Untersuchung
  • HNO-ärztliche Untersuchung
  • Blutuntersuchungen (z. B. auf Bakterien und Viren)
  • Computertomographie der Lunge und der Nasennebenhöhlen
  • Herzultraschall (Echokardiografie)
  • Elektrokardiogramm (EKG)
  • Lungenfunktionsuntersuchung
  • Ultraschall des Bauches
  • Nierenfunktionsuntersuchungen
  • Knochenmarkuntersuchungen
  • Gynäkologische Untersuchung bei Frauen (ggf. Eizellenentnahme, da man nach der Transplantation unfruchtbar sein kann)
  • Ggf. urologische Untersuchung bei Männern (auf Wunsch Einfrieren von Samen in der Samenbank, da man nach der Transplantation unfruchtbar sein kann)

Weitere Vorbereitungen

Bevor die Behandlung beginnen kann, sind weitere Vorbereitungen notwendig:

  • Umfassendes Aufklärungsgespräch mit einem Stammzelltransplantationsarzt bereits vor Einleitung der Spendersuche
  • Gespräche mit einem Psychotherapeuten und dem Sozialdienst
  • Anlegen eines zentralvenösen Katheters (ZVK) für Infusionen, die Transplantation der Stammzellen, Bluttransfusionen sowie Blutabnahmen
  • Ausmessung für die Bestrahlung (sofern eine Bestrahlung geplant ist)

Vorbereitung des Spenders und der Stammzellentnahme

Transplantation verstehen Transport Stammzellen
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Spender für eine allogene Blutstammzelltransplantation sollten in einem guten Gesundheitszustand sein. Daher werden sie vor der Festlegung des Transplantationstermins gründlich medizinisch untersucht.

Die Entnahme der Blutstammzellen erfolgt unmittelbar vor der geplanten Transplantation, da die Stammzellen in der Regel nicht eingefroren werden. Die Spende wird meist am Wohnort des Spenders durchgeführt. Ein Bote (z. B. ein Arzt des Transplantationszentrums) holt die Infusionsbeutel mit den Stammzellen ab und bringt sie zum Transplantationszentrum des Empfängers.

Spende von Stammzellen aus dem Blut

Damit aus dem Blut eine ausreichende Menge an Stammzellen gewonnen werden kann, muss dem Spender bereits vor dem Entnahmetermin für in der Regel 5 Tage ein Botenstoff verabreicht werden, der bewirkt, dass mehr Stammzellen aus dem Knochenmark ins Blut übertreten bzw. „mobilisiert“ werden. Diese Behandlung nennt man daher Mobilisierung. Der Botenstoff ist ein natürlich vorkommender Wachstumsfaktor mit dem Namen „G-CSF“. Er wird mit einer dünnen Nadel unter die Haut gespritzt.

Die Entnahme der Blutstammzellen wird häufig ambulant durchgeführt, d. h. der Spender muss nicht zwangsläufig in ein Krankenhaus aufgenommen werden. Das Entnahme-Verfahren heißt Stammzellapherese und ähnelt einer Dialyse: Aus einer Armvene wird Blut des Spenders über einen Infusionsschlauch zu einer Maschine (Zellseparator) geleitet. Dort werden die Blutstammzellen herausgefiltert und in einem geschlossenen Beutel gesammelt. Das Blut fließt wieder zurück in die Armvene des Spenders. Die Stammzellapherese dauert mehrere Stunden. Wenn bei einem Apheresevorgang nicht genügend Stammzellen gesammelt werden können, wird am nächsten Tag eine weitere Apherese vorgenommen.

Risiken der Stammzellspende

Die Mobilisierung und die Stammzellapherese bergen für den Spender auch Risiken. Deshalb ist es wichtig, den potenziellen Spender genau auf seine Spendertauglichkeit hin zu untersuchen. Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind häufig nicht geeignet. Die Entscheidung, ob ein potenzieller Spender spenden darf, trifft in der Regel ein Transfusionsmediziner, der nicht gleichzeitig den Empfänger betreut.

Als Nebenwirkung der Mobilisierung mit G-CSF können grippeähnliche Beschwerden (Kopf- und Gliederschmerzen) auftreten. Diese können mit Schmerzmitteln gelindert werden und gehen nach der Behandlung wieder zurück.

Ferner kann es zu einer Milzvergrößerung und sehr selten auch zu einem Riss der Milz (Milzruptur) kommen. Letztere kann lebensgefährlich sein und ggf. eine Notoperation notwendig machen, bei der die Milz entfernt wird. Deshalb ist es wichtig, dass Spender sich während und nach der Gabe des Wachstumsfaktors körperlich schonen und z. B. körperliche Schwerarbeit oder Krafttraining vermeiden.

Da für die Apherese eine Venenverweilkanüle in die Armvene geschoben wird, kann an dieser Stelle vorübergehend ein schmerzhafter Bluterguss entstehen. Bei schlechten Venenverhältnissen kann auch die Anlage eines großvolumigen Venenkatheters notwendig sein, was wiederum eigene Risiken birgt.

Spende von Stammzellen aus dem Knochenmark

Eine Knochenmarkspende wird unter Vollnarkose im Operationssaal durchgeführt. Daher muss der Spender im Krankenhaus aufgenommen werden und mindestens eine Nacht dort bleiben. Für die Entnahme des Knochenmarks werden mehrere kleine Einstiche am oberen Rand des Beckenkamms vorgenommen. Mit einer Hohlnadel werden etwa 1 bis 1,5 Liter Knochenmark-Blut-Gemisch aus dem Beckenknochen herausgesogen. Die Entnahme dauert etwa 1 Stunde.

Mögliche Nebenwirkungen der Knochenmarkspende sind schmerzhafte Blutergüsse an den Einstichstellen, Wundschmerz und das übliche (sehr geringe) Narkoserisiko. Das entnommene Knochenmark bildet sich innerhalb einiger Wochen vollständig nach.

Kostenübernahme

Die Kosten für die Stammzellentnahme und die medizinische Betreuung des Spenders übernimmt in der Regel die Krankenkasse des Empfängers.

Stand: 08.09.2015

Autorin:
Dr. med.Susanne Rödel

Erstellt am:
11.01.2012

Aktualisiert am:
08.09.2015

Quellen:
[1] Informationen für Patienten mit Blutstammzelltransplantation und Knochenmarktransplantation. Universitätsklinikum Ulm, Stand 10/2014. http://www.uniklinik-ulm.de/fileadmin/Kliniken/Innere_Medizin/InnereIII/Station/20141020_cEBKT_final.pdf (zuletzt besucht am 12.05.2017)
[2] Medizinischer Beirat von „Transplantation verstehen"
[3] Zentrales Knochenmarkspender-Register Deutschland www.zkrd.de (zuletzt besucht am 12.05.2017)