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Einige Tage vor der Transplantation der Blutstammzellen muss beim Empfänger eine hochdosierte Chemotherapie oder kombinierte Chemo- und Strahlentherapie durchgeführt werden. Durch diese so genannte Konditionierungstherapie werden Krebszellen, aber auch Blutstammzellen und Immunzellen des Patienten abgetötet. Häufig sind im Rahmen der Konditionierungstherapie zusätzlich Antikörpergaben notwendig, um das Immunsystem des Empfängers zu zerstören. Man verfolgt damit verschiedene Ziele:

  • Durch die Konditionierungstherapie wird das Immunsystem des Empfängers stark geschwächt und somit das Risiko für eine Transplantatabstoßung verringert. Die Blutstammzellen des Spenders können sich dadurch einfacher im Knochenmark des Empfängers einnisten. Aus den Blutstammzellen entsteht wieder ein neues blutbildendes System, welches neue Blutzellen bildet.
  • Zusätzlich werden reife Immunzellen des Spenders übertragen, welche einen wesentlichen Schutz gegen Viren und Pilze vermitteln. Sie können sich aber auch gegen restliche Krebszellen richten, die die Konditionierungstherapie überlebt haben. Den Angriff der Immunzellen des Spenders gegen die Krebszellen des Empfängers nennt man „Graft-versus-Malignancy-Effekt" oder bei Leukämien „Graft-versus-Leukemia-Effekt".

Die Transplantation der Blutstammzellen

Die Transplantation verläuft wie eine Bluttransfusion: Der Beutel mit dem Zellgemisch wird über einen Infusionsschlauch mit dem zentralen Venenkatheter (z. B. Hickman-Katheter) verbunden. Die Zellen fließen in den Blutkreislauf und gelangen ins Knochenmark, wo sie anwachsen und nach etwa 14 bis 21 Tagen neue Blutzellen ins periphere Blut ausschwemmen, was man als Regeneration bezeichnet.

Die Gabe der Blutstammzellen wird regelhaft sehr gut vertragen. Es kann sehr selten zu Reaktionen auf Blutbestandteile des Spenders kommen. Deshalb erhält man vor der Transplantation vorbeugend Medikamente. Während und nach der Transplantation wird das Herz-Kreislaufsystem mit einem EKG-Monitor überwacht.

Das Prinzip der nachträglichen Infusion von Spender-Lymphozyten (mod. nach [1])
Novartis

Das Prinzip der nachträglichen Infusion von Spender-Lymphozyten (mod. nach [1])

Dosisreduzierte Konditionierung

Bei der Stärke der Konditionierungstherapie wird zwischen „voll" und „dosisreduziert" bzw. „intensitätsreduziert" unterschieden.

Eine „volle" Konditionierungstherapie stellt eine große Belastung für den Körper dar und wird daher nur bei Patienten durchgeführt, die in einem guten körperlichen Zustand sind und in der Regel nicht älter als 55 Jahre alt sind. Dadurch soll ein maximaler Effekt gegen verbleibende Krebszellen und das Immunsystem des Empfängers vermittelt werden.

Bei älteren Patienten und/oder bei Patienten mit vorbestehenden Organschädigungen wird eine geringere Dosis der Chemo- und ggf. Strahlentherapie verabreicht (dosisreduzierte bzw. intensitätsreduzierte Konditionierung). Dadurch ist die Therapie besser verträglich. Die Wirkung auf die Krebszellen und das Immunsystem des Empfängers ist allerdings auch geringer, so dass der Graft-versus-Leukemia-Effekt bei dieser Transplantationsform noch wichtiger ist. Leider kommt es wohl auch häufiger zu einer GvHD.

Bei vollen und dosisreduzierten Konditionierungen kann der Graft-versus-Leukemia-Effekt durch die zusätzliche Gabe von Donorlymphozyteninfusionen (DLI) verstärkt werden. Dabei werden nachträglich Immunzellen (Lymphozyten) des Spenders in die Vene infundiert. Diese Lymphozyten bekämpfen die Krebszellen und auch andere noch verbliebene Knochenmarkszellen des Empfängers (s. Abbildung).

Prinzipiell kann eine dosisreduzierte Konditionierung auch bei jüngeren und körperlich gesunden Patienten durchgeführt werden. Sie kommt vor allem bei Blutkrebserkrankungen zum Einsatz, die langsam voranschreiten, denn bei diesen Erkrankungen ist der Graft-versus-Leukemia-Effekt wirksamer als bei schnell voranschreitenden Krebserkrankungen. Zu den langsam voranschreitenden Blutkrebserkrankungen gehören z. B. die CLL (chronische lymphatische Leukämie) und manche weniger bösartige Non-Hodgkin-Lymphome.

Tendenziell gewinnt die intensitätsreduzierte Konditionierung zunehmend an Bedeutung und wird immer öfter auch bei jüngeren Patienten ohne Organschäden erwogen, wenn eine gute Kontrolle der Krebserkrankung vorliegt und das Rückfallrisiko als gering eingeschätzt wird.

Stand: 08.09.2015

Autorin:
Dr. med. Susanne Rödel

Erstellt am:
11.01.2012

Aktualisiert am:
08.09.2015

Quellen:
[1] Copelan EA: Hematopoietic stem-cell transplantation. N Engl J Med 2006; 354: 1813—26.
[2] Medizinischer Beirat von „Transplantation verstehen".