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Das wichtigste Kriterium für die Auswahl eines geeigneten Spenders ist eine größtmögliche Übereinstimmung relevanter HLA-Merkmale von Spender und Empfänger.

Die HLA-Merkmale kommen auf der Oberfläche fast aller Körperzellen vor und helfen dem Immunsystem, eigenes von fremdem Gewebe zu unterscheiden. Die Kombination verschiedener HLA-Merkmale ist fast mit einem individuellen „Fingerabdruck“ zu vergleichen.

HLA-Typisierung

Die Spendersuche hat das Ziel, einen in Bezug auf die Kombination der HLA-Merkmale des Patienten möglichst optimal passenden Spender zu finden. Dadurch wird das Risiko einer Transplantatabstoßung sowie einer Graft-versus-Host-Erkrankung (GvHD) so gering wie möglich gehalten. Hierzu ist eine so genannte HLA-Typisierung des Patienten notwendig, bei der mit genetischen Methoden die individuellen Merkmale in fünf Positionen (HLA-A, -B, -C, -DRB1 und -DQB1) bestimmt werden.

Da jeder Mensch einen Merkmalssatz von der Mutter und einen anderen vom Vater geerbt hat, gibt es insgesamt 5 x 2, also 10 relevante Merkmale für die Transplantation, die im optimalen Fall dann auch mit einem Spender übereinstimmen. Ein solcher optimaler Spender wäre dann HLA-passend (10/10). Häufig werden allerdings auch Spender, die nicht optimal passen herangezogen (z. B. 9/10 mit einem Mismatch, also einem nicht-übereinstimmenden Merkmal). Je nach Lokalisation dieses Mismatches und je nachdem, ob es nur genetisch oder auch im Merkmal selbst zu finden ist, ist dann von einem mehr oder minder erhöhten Abstoßungs- und GvHD-Risiko auszugehen.

Blutgruppe

Die Blutgruppe spielt nach heutiger Auffassung keine übergeordnete Rolle für die Auswahl des Spenders. Insbesondere bei der Transplantation von peripheren Blutstammzellen können alle Kombinationen berücksichtigt werden. Knochenmark sollte allerdings möglichst Blutgruppen- bzw. AB0-kompatibel transplantiert werden. Wenn das nicht möglich ist und hohe Antikörperwerte beim Patienten gegen die nicht passende Blutgruppe vorliegen, müssen ggf. die roten Blutzellen aus dem zu transplantierenden Zellgemisch abgetrennt werden (FICOLL-Methode) oder andere Maßnahmen ergriffen werden.

Da nach der Transplantation die neuen Blutzellen ausschließlich oder überwiegend von den Blutstammzellen des Spenders gebildet werden, hat der Empfänger dann die Blutgruppe des Spenders oder eine Mischung zwischen neuer und alter Blutgruppe.

Die Spendersuche erfolgt in enger Abstimmung zwischen Transplantationszentrum, Sucheinheit, ZKRD und den Spenderdateien
Novartis

Die Spendersuche erfolgt in enger Abstimmung zwischen Transplantationszentrum, Sucheinheit, ZKRD und den Spenderdateien

Ablauf der Spendersuche

Wenn die behandelnden Ärzte eine allogene Blutstammzelltransplantation für sinnvoll halten und der Patient mit der Maßnahme einverstanden ist, beginnt die Suche nach einem Spender. Die „erste Wahl“ wären HLA-identische Geschwister. Solche Spender werden bei ca. 25 % der Geschwister gefunden, sofern sie die gleiche leibliche Mutter und den gleichen leiblichen Vater haben. Wenn es keine HLA-identischen Geschwister gibt, wird die Suche nach potenziellen nicht-verwandten Spendern angestoßen:

  1. Das Transplantationszentrum beauftragt die nächstgelegene Sucheinheit mit einer Fremdspendersuche.
  2. Die Sucheinheit erteilt einen Suchauftrag an das Zentrale Knochenmarkspender-Register Deutschland (ZKRD).
  3. Das ZKRD verfügt über Spenderdaten der deutschen und der vielen internationalen Spenderdatenbanken. Es sendet eine Liste mit potenziell geeigneten Spendern an die Sucheinheit zurück.
  4. Die Sucheinheit fordert über das ZKRD von Spendern, die in die engere Wahl kommen, Blutproben zur Bestätigungstypisierung an. Sie gibt außerdem die Bestimmung von Infektionsparametern bei der jeweiligen Spenderdatei in Auftrag.
  5. Das ZKRD teilt der Sucheinheit die Test-Ergebnisse der Infektionstests mit.
  6. Die bei der Sucheinheit durchgeführte Bestätigungstypisierung überprüft, ob die HLA-Merkmale von Spender und Empfänger übereinstimmen. Anhand dieser Ergebnisse schlägt die Sucheinheit dem Transplantationszentrum (wenn möglich) mehrere geeignete Spender vor.
  7. Das ZKRD reserviert diese Spender bei der entsprechenden Spenderdatei.
  8. Das Transplantationszentrum wählt den am besten geeigneten Spender aus (z. B. nach CMV-Status, Geschlecht, Gewicht, Blutgruppe) und schlägt dem ZKRD oder manchmal auch der Spenderdatei direkt einen Transplantationstermin vor.

Meist kann ein Spender gefunden werden!

Das ZKRD ist die größte Spenderdatenbank in Europa. Es enthält die Datensätze von über 4 Millionen Spendern aus Deutschland und kann auf weltweit fast 18 Millionen Spender zugreifen. Für 7 von 10 Patienten wird ein optimal passender (10/10) Spender innerhalb der ersten drei Monate gefunden. Sofern Spender akzeptiert werden, die in einem einzelnen HLA-Merkmal nicht mit dem Empfänger übereinstimmen, liegt die Erfolgsquote sogar bei ca. 90 %.

Wenn kein Spender gefunden wird oder wenn es schnell gehen muss

Wenn über die Registersuche kein erwachsener Spender gefunden wird, oder wenn es dem Empfänger so schlecht geht, dass eine weitere Suche zu lang wäre, kommen zwei alternative Stammzellquellen infrage:

  • Nabelschnurblut
  • Ein „haploidentischer“ Spender aus der Familie
Vor- und Nachteile der Transplantation von Stammzellen aus Nabelschnurblut (mod. nach [1, 2])
Novartis

Vor- und Nachteile der Transplantation von Stammzellen aus Nabelschnurblut (mod. nach [1, 2])

Blut aus der Nabelschnur und der Plazenta („Mutterkuchen“) enthält viele Blutstammzellen. Die im Nabelschnurblut enthaltenen Immunzellen sind allerdings noch unreif, weil sie noch nicht in Kontakt mit Krankheitserregern gekommen sind. Letzteres ermöglicht eine Transplantation auch bei nicht vollständig passenden Nabelschnurbluttransplantaten (z. B. 3/6, 4/6 oder 5/6 in HLA-A, B- und -DRB1). Mittlerweile werden sogar zwei verschiedene Nabelschnurbluttransplantate kombiniert, um mehr Stammzellen zur Verfügung zu stellen (Doppelnabelschnurbluttransplantation). Diese Transplantate können direkt nach der Geburt entnommen, eingefroren und in großen Nabelschnurblutbanken gelagert werden. Vor- und Nachteile von Nabelschnurblut sind in der Tabelle aufgelistet.

Unter einem „haploidentischen Spender“ versteht man einen Spender aus der Familie, der nur „halb-passend“ ist (i. d. R. Eltern und Kinder). Da die HLA-Merkmale zu gleichen Teilen von Vater und Mutter vererbt werden, kann ein Kind jeweils nur in der Hälfte seiner Gene mit seinem Vater oder seiner Mutter übereinstimmen. Man spricht daher von einer haplo(= halb)identischen Transplantation. Die Durchführung einer solchen Transplantation erfordert eine Abtrennung der reifen Immunzellen von den Blutstammzellen vor der Transplantation oder die Gabe bestimmter Chemotherapeutika nach der Transplantation. Dies ist mit einem erhöhten Risiko für Infektionen nach der Transplantation verbunden. Auch die Rückfallquote der Krebserkrankung ist häufig erhöht. In Europa werden mittlerweile mehr haploidentische als Nabelschnurbluttransplantationen durchgeführt [3].

Stand: 08.09.2015

Autorin:
Dr. med. Susanne Rödel

Erstellt am:
11.01.2012

Aktualisiert am:
08.09.2015

Quellen:
[1] Zentrales Knochenmarkspender-Register Deutschland www.zkrd.de (zuletzt besucht am 12.05.2017)
[2] Medizinischer Beirat von „Transplantation verstehen“
[3] Passweg JR, Baldomero H et al.: Hematopoietic SCT in Europe 2013. Bone Marrow Transplant 2015; 50(4): 476-482.